Full text: Die Neuzeit (Teil 2)

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5ie Kräfte des Volkes unmittelbar stützten, waren sie zum Widerstand fähig 
aeworden; die Kriege, die zuletzt nicht mehr Kriege der Kabinette, sondern 
der Nationen gewesen waren, hatten das Gefühl nationaler Unab- 
bänqiakeit mächtig in Europa angefacht. Aber auch die auf die Mitwir¬ 
kung des Volkes bei den friedlichen Aufgaben des Staates gench- 
tctcn Bestrebungen hatten Wurzel geschlagen auf dem Festlande. Es fragte 
sichr wie weit sich hier nationale und bürgerliche Freiheit verwirk¬ 
lichen würden. 
III. Die vergeblichen Versuche einer Restauration. 
Als den festesten Halt der Staatsordnung betrachteten die Fürsten nach 
den Stürmen einer gottlosen und kirchenfeindlichen Revolution die christliche 
Religion und die kirchlichen Einrichtungen l); daher schlössen die 3 siegreichen 
Monarchen auf Antrieb Alexanders I. (Sept. 1815) die heilige Allianz, 
in der sie sich zu den christlichen Grundsätzen der Gerechtigkeit. Liebe und Fried-- 
fertigkeit verpflichteten; die meisten Herrscher Europas traten nach und nach 
Dem Bunde bei. In der Bekämpfung der Revolution ging das Fürstentum 
indes zu weit; es versäumte, den berechtigten Wünschen der Völker auf größere 
politische Selbständigkeit Rechnung zu tragen; ja es versuchte die völlige Wieder- 
Herstellung (Restauration) der alten Zustände oder trat doch jeder freieren 
nationalen Regung mit Gewalt entgegen. Auf die Dauer freilich war diese 
(Metternichs^) Politik vergeblich. Der Anstoß zu freiheitlicher innerer 
Entwicklung aus dem Festlande ging nochmals von Frankreich aus: wiederum 
ward hier der Kampf zwischen Monarchie und Nationalsouveränität 
aufgenommen und in den beiden (franz.) Revolutionen von 1830 und 
1848 zugunsten des Volkes entschieden. Die Februarrevolution des 
Jahres 1848 erschütterte ganz Europa und ergriff auch Osterreich und 
Preußen. Die monarchische Gewalt behielt hier die Oberhand, doch 
nahm der preußische Staat den konstitutionellen Gedanken auf; 
er ward umgewandelt in eine konstitutionelle Monarchie, in welcher 
Ordnung und Freiheit in Gleichgewicht gebracht erscheinen; ein starkes Königtum 
übt hier die Herrschaft unter gesetzlicher Mitwirkung des Volkes (vgl. den ur- 
sprünglichen Charakter des germanischen Königtums 1. T. S. 19). 
1. Der Kamps der Ostmächte gegen die Revolution 
(die Zeit der heiligen Allianz). 
'■ v a. Deutschland. Von patriotischer Begeisterung erfüllt, war 
insbesond. die Jugend aus dem Freiheitskampf zurückgekehrt; in Berlin er- 
öffnete Turnvater Jahn wieder seine Turnschule2), um die deutsche Kraft 
zu stählen. Voll sittlichen Ernstes und christlicher Gesinnung war vor allem- 
die studentische Jugend; in der Absicht, sich von den Roheiten des alten 
1) Der Jesuitenorden war bereits 1814 von Pius VII. hergestellt worden. 
2) „Frisch, frei, fröhlich, fromm, ist der Turngemein Willkomm I"
	        
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