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145. Der König aller Könige.
Kanut, ein großer König, war Beherrscher von Eng—
land und Dänemark, und seine Schiffe fuhren auf den
nördlichen Meeren hin und her. Es begab sich aber eines
Tages, daß er lustwandelte am Ufer des Meeres und seine
Hofleute mit ihm. Da thaten Schmeichler ihren Mund
auf und priesen ihn als den König der Könige und den
Herrn des Meeres wie des Landes. Aber der König
ergrimmte in seinem Herzen ob diesen Worten; denn er
fürchtete den Herrn, und es war solches ein Greuel in
seinen Augen. Und er schwieg.
Über ein Kleines breitete er seinen Mantel hart an das
Ufer aus, setzte sich darauf und sprach zum Meere: „Das
Land, darauf ich sitze, ist mein, und ich bin dein Herr;
darum sage ich dir: bleib, wo du bist, und nahe dich nicht
zu meinem Platzel⸗ Es war aber um die Zeit der Flut,
da er solches that. Da dies die Hofleute sahen, gedachten
sie bei sich selbst: „Der König, unser Herr, ist zum Narren
geworden, “ und lachten sein in ihrem Herzen. Das Meer
aber gehorchte der Stimme des Königs nicht und wuchs
höher und höher, bis daß es seine Füße netzte. Da stand
der König auf und sprach: „Ihr Schmeichler, wo ist nun
meine Macht? Sehet da, wie fein mir das Meer gehorcht
hat! So gehet nun hin und wisset, daß der, welcher den
Himmel und die Erde und das Meer und alles, was
darinnen ist, gemacht hat, derselbe ist der König aller
Könige und der Herr aller Herren; ich aber bin wie seiner
Knechte einer!⸗
146. Der Reiohthum.
Vin armer Jüngling kam einst mit leinem fru-
heren Lehrer zusammen und klagte ihm, wie es ihm
so übel ergehe, wie es dieler und jener leiner ebe-
maligen Schulkameraden weit besser hätte; sie wären
wolblhabend, er dagegen Litte Mangel an allem. „Bist
du denn wirklch so arm?“ spraeh der Lehrer, „du
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