Full text: Lesebuch für die obere Abteilung der Unterstufe katholischer Elementarschulen (Teil 2, [Schülerband])

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in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts dir nichts, über die 
Heide davon. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief und 
im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter 
und fand einen Bach, auf dem sie hinabschwamm; und das ging 
geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden später machte 
sich erst der Wirt aus den Federn, wusch sich und wollte sich am 
Handtuch abtrocknen. Da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht 
und machte ihm einen roten Strich von einem Ohr zum andern; 
dann ging er in die Küche und wollte sich eine Pfeife anstecken, 
wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die 
Augen. „Heute morgen will mir alles an meinen Kopf," sagte er 
und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder. Aber 
geschwind fuhr er wieder in die Höhe und schrie „auweh!" denn die 
Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. 
Nun war er vollends böse und hatte Verdacht auf die Gäste, die 
so spät gestern abend gekommen waren, und wie er ging und sich 
nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein 
Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, 
nichts bezahlt und zum Dank noch obendrein Schabernack treibt. 
Der Fuchs und die kahe. 
Von Jakob und W i l h e l m Grimm. 
Es trug sich zu, daß die Katze iu einem Walde dem Herrn 
Fuchs begegnete, und weil sie dachte: „Er ist gescheit und wohl 
erfahren und gilt viel in der Welt," so sprach sie ihni freundlich zu. 
„Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie gehts? wie stehts? wie schlagt 
Ihr Euch durch in dieser teuren Zeit?" Der Fuchs, alles Hochmutes 
voll, betrachtete die Katze von Kopf bis zu Füßen und wußte lange 
nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er: „O du 
armseliger Bartputzer, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und 
Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? Du unterstehst dich zu 
fragen, wie mir's gehe? Was hast du gelernt? Wie viel Künste 
verstehst du?" „Ich verstehe nur eine einzige," antwortete bescheident- 
lich die Katze. „Was ist das für eine Kunst?" fragte der Fuchs. 
„Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum 
springen und mich retten." „Ist das alles?" sagte der Fuchs, 
„ich bin Herr über hundert Künste und habe überdies noch einen 
Sack voll Liste. Du jammerst mich; komm mit mir, ich will dich 
lehren, wie man den Hunden entgeht." Indem kam ein Jäger mit
	        
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