Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

I. Älterer Zeitabschnitt. (1740—1800). 
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Sie sah die junge bebende Streiterin; 
Doch diese bebte männlich, und glühende 
Siegeswerte Röten überströmten 
Flammend' die Wang', und ihr gold'nes Haar flog. 
Schon hielt sie mühsam in der empörten Brust 
Den engen Atem; hing schon hervorgebeugt 
Dem Ziele zu; schon hub der Herold 
Ihr die Drommet', und ihr trunkener Blick schwamm. 
Stolz auf die Kühne, stolzer auf sich, bemaß 
Die hohe Britin, aber mit edlem Blick, 
Dich, Thuiskone! Ja, bei Barden 
Wuchs ich mit dir in dem Eichenhain auf; 
Allein die Sage kam mir, du sei'st nicht mehr! 
Verzeih', o Muse. wenn du unsterblich bist, 
Verzeih', daß ich's erst jetzo lerne; 
Doch an dem Ziele nur will ich's lernen! 
Dort steht es! Aber siehst du das weitere. 
Und seine Krön' auch? Diesen gehalt'nen Muth, 
Dies stolze Schweigen, diesen Blick, der 
Feurig zur Erde sich senkt, die kenn ich; 
Doch wäg's noch einmal, eh' zu gefahrvoll dir 
Der Herold tönet. War es nicht ich, die schon 
Mit Der an Thermopyl die Bahn maß? 
Und mit der Hohen der sieben Hügel? 
Sie sprach's. Der ernste, richtende Augenblick 
Kam mit dem Herold näher. Ich liebe dich! 
Sprach schnell mit Flammenblick Teutona, 
Britin, ich liebe dich mit Bewund'rung! 
Doch dich nicht heißer, als die Unsterblichkeit, 
Und jene Palmen! Rühre, dein Genius, 
Gebeut er's, sie vor mir; doch fass' ich. 
Wenn du sie fassest, dann gleich die Krön' auch. 
Und o, wie beb' ich! o ihr Unsterblichen! 
Vielleicht erreich' ich früher das hohe Ziel! 
Dann mag, o dann, an meine leichte, 
Fliegende Locke dein Atem hauchen! 
Der Herold klang! Sie flogen mit Adlereil. 
Die weite Laufbahn stäubte, wie Wolken auf. 
Ich sah: — vorbei der Eiche wehte 
Dunkler der Staub, und mein Blick verlor sie! 
F. G. Klopstock. 
Wingolf. 
Erstes Lied. 
Wie Gna2) im Fluge, jugendlich ungestüm, 
Und stolz, als reichten mir aus Idunas 3) Gold 
Die Götter, sing ich meine Freunde 
Feiernd im kühneren Bardenliede
	        
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