XIV. Von der Zeit.
321. Tenzes Ankunft.
1. Der Lenz ist angekommen. Habt ihr es nicht vernommen? Es
sagen's euch die Vögelein; es sagen's euch die Blümelein: „Der Lenz
ist angekommen!“
Ihr seht es an den Feldern, ihr seht es an den Wäldern. Der
Kuckuck ruft, der Finke schlägt. Es jubelt, was sich froh bewegt: „Der
Lenz ist angekommen!“
3. Hier Blümlein auf der Heide, dort Schäflein auf der Weide!
Ach, seht doch, wie sich alles freut! Es hat die Welt sich schön erneut:
„Der Lenz ist angekommen!“ Christian August Vulpius.
322. Wenn der Zrühling auf die Berge sleigt.
Wenn der Frühling auf die Berge steigt, und im Sonnenstrahl
der Schnee zerfließt; wenn das erste Grün am Baum sich zeigt, und
Imn Gras das erste Blümchen sprießt; wenn vorbei im Thal nun mit
einemmal alle Regenlast und Winterqual: — schallt es von den Höhn
bis zum Thale weit: „O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit!“
Friedrich Bodenstedt.
323. Das arme Vöglein.
1. Ein Vogel ruft im Walde, ich weiß es wohl, wonach: Er will
ein Häuschen haben, ein grünes, laubig Dach.
2. Er rufet alle Tage und flattert hin und her, und in dem
ganzen Walde hört keiner sein Begehr.
3. Und endlich hör's der Frühling, der Freund der ganzen Welt;
der giebt dem armen Vöglein ein schattig Laubgezelt.
¶. Wer singt im hohen Baume so froh vom grünen Ast? Das
thut das arme Vöglein aus seinem Laubpalast.
5. Es singet Dank dem Frühling für das, was er beschied, und
singt, so lang er weilet, ihm jeden Tag ein Ried.
Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
324. Wach dich auf!
1. Scheint dir der Frühling ins Haus, mach dich auf! Lauf
hinaus, lauf hinaus! Da kannst du aus Näh' und Fernen gar
manches lernen.
2. Schau! wie die Sonne es macht: Jedem ins Fenster sie lacht;
ob er ihr dankt, ob nicht, entzieht keinem ihr Licht.
3. Schau! wie's die Bienen thun: Können nicht lange ruhn, machen
sich früh hinaus, zu sammeln fürs Haus.
4. Schau zu den Bäumen hinauf! Lauter Blüten sind drauf,
bringen einst Früchte zuhauf. Warte nur drauf!
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