Full text: [1 = Unterstufe, [Schülerband]] (1 = Unterstufe, [Schülerband])

IV. Die Kirche. 27 
Kommt nun meine Mutter wieder, lang schon sah ich aus nach 
ihr, tritt sie schnell herein zu mir, setzt sich freundlich bei mir nieder. 
Saget mir, was sie gesehen und gehört hat alles dort, und von 
Gott manch gutes Wort, wie ein Kind es kann verstehen. 
O, wie hör' ich das so gerne, und wie gerne sagt sie's mir; 
welche Freude macht es ihr, daß ich recht drauf acht' und lerne! 
Heut' ist's Sonntag, heute sind gar so fröhlich Mutter und Kind. 
Wilhelm Hey. 
45. Wo wohnt der likbe Gott? 
Hörst du der Glocken hellen Klang? Zur Kirche rufen sie dich hin. 
Wie ernst, wie freundlich istss darin; wicg lieb und traut und doch wie 
bang! Wie singen sie mit frommer Lust! Wie beten sie aus tiefer Brust! 
Das macht, der Herr Gott wohnet da; drum kommen sie von fern und 
nah, hier vor sein Angesicht zu treten, zu flehn, zu danken, anzubeten. 
Wilhelm Hey. 
46. Der Turm. 
Neulich nahm mich der Türmer mit auf den Turm und zeigte 
mir die großen Glocken, die des Sonntags die Leute zur Kirche rufen. 
Da hingen sie lautlos an starken eisernen Vinern in den Glocken⸗ 
stühlen; ich aber glaubte, sie müßten jeden Augenblick ihren großen Mund 
aufthun und ihr Lied hinunter rufen zu den Leuten. Wir gingen 
noch eine Treppe höher an der Turmuhr vorbei; die ließ sich aber 
nicht stören und rief uns laut ihr langsames „Ticktack“ zu. Nun kamen 
wir an ein Schallloch und guckten hinunter. Ach, wie weithin konnte 
man da sehen! Da erblickte man in der Ferne viele Dörfer, bunte 
Felder und grüne Wälder und den Fluß, der wie ein Silberband sich 
durch die Fluren wand. Ach, wie tief lagen da die Häuser unter mir! 
Die Leute auf der Straße kamen mir wie Zwerglein vor. Und doch 
war ich noch lange nicht auf der höchsten Stelle Der Türmer sagte 
mir, da oben könne man gerade in den Himmel hinein sehen, so hoch 
wäre es. Nun, wenn ich erst größer bin, dann will ich hinauf steigen 
bis unter den großen, vergoldeten Turmknopf und sehen, ob der Türmer 
wahr geredet. Rudolf Dietlein nach Karl Nacke. 
47. Spruch von der Kirche. 
Umsonst hat der Maurer die Kirch nicht gebaut, 
Die mit den Türmen zum Himmel aufschaut; 
Die sollen und wollen mit Orgel und Glocken 
Zum lieben Herrgott die Kinderlein locken. 
Drum denkt, wenn von ferne die Glocken man läut't: 
Jetzt ist es zum Singen und Beten wohl Zeit. 
Friedrich Güll. 
C
	        
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