Full text: Mit in den Text gedruckten Abbildungen (Teil 2 = 2. Schuljahr, [Schülerband])

Fünfter Zeitraum. 
Vom westfälischen Frieden bis zur Auflösung des deutschen 
Reiches, 1648 — 1806. 
§. 22. 
Verteidigungskriege gegen Frankreich und die Türkei. 
Nach dem Tode Ferdinand's III. machte Ludwig XIV. von 
Frankreich den Versuch, die deutsche Krone zu erhalten und es gelang 
ihm, die drei geistlichen Kurfürsten und Baiern für diesen Plan zu 
gewinnen. Aber die protestantischen Kurfürsten, namentlich Friedrich 
Wilhelm von Brandenburg, bewirkten, daß die Wahl auf 
Ferdinand's Sohn, 
Leopold I., 1658—1705, 
fiel; doch setzte der französische Einfluß durch, daß der Kaiser in einer 
Wahlkapitulation sich mehrere neue Beschränkungen seiner Gewalt ge- 
fallen lassen mußte. 
Während seiner langen Regierung war Leopold mit einem drei- 
fachen Kampfe beschäftigt: a) gegen die Vergrößerungssucht Frank- 
reichs, b) gegen die abermals das christliche Europa bedrohenden 
Türken, c) gegen die mißvergnügten ungarischen Magnaten:-- 
Erster Türkenkrieg, 1664. Der Großfürst von Sieben- 
bürgen verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von den 
Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Nach vergeblichen 
Unterhandlungen des Kaisers mit der Pforte rückten die Türken aus 
Niederungarn, welches ganz in ihrem Besitze war, gegen die Grenze 
Oberungarns vor und gingen bei der Cisterzienfer-Abtei St. Gott- 
Hardt über die Raab; aber der kaiserliche Feldherr Montecueuli 
erfocht hier einen glänzenderen Sieg, als seit drei Jahrhunderten 
christliche Truppen in offner Feldschlacht gegen die Osmanen ge¬ 
wonnen hatten. Doch der von den Türken eingesetzte Großfürst 
blieb, und der einzige Vortheil des Kaisers bestand darin, die Um- 
Wandlung Siebenbürgens in ein türkisches Paschalik verhindert 
zu haben.
	        
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