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Geschichte.
2. Trübe Zeiten. Als der Prinz 10 Jahr alt war, kam großes Unglück
über unser Vaterland. Der König mußte gegen Napoleon, den übermütigen
Kaiser der Franzosen, in den Krieg ziehen. Seine Heere wurden aber geschlagen.
Siegreich drangen die Feinde gegen Berlin vor, und Prinz Wilhelm mußte mit
seinen Eltern fliehen. Sie reisten erst nach Königsberg, dann nach Memel.
Hier sah der Prinz seine Mutter, die Königin Luise, oft in Tränen. Als
sie einst mit ihren Kindern über Land fuhr, brach eiu Rad am Wagen. Sie
saß deshalb so lange am Wege, bis das Rad ausgebessert war. Bald klagten
die Prinzen über Hunger. Die Mutter konnte ihnen aber nichts zu essen geben.
Um sie zu beruhigen, pflückte sie mit ihren Kindern Kornblumen und wand
daraus einen Kranz. Dabei fielen ihre Tränen auf die Blumen. Als Prinz
Wilhelm dies sah, suchte er seine Mutter durch Liebkosungen zu trösten. Sie
dem Prinzen: „Reite einmal hin und erkundige dich, von welchem Regiment
die vielen Verwundeten sind." Sofort sprengte der Prinz zu dem kämpfenden
Regiment hin. Im heftigen Kugelregen zählte er die Verwundeten und ritt zn-
rslck. Die Soldaten aber riefen dem mutigen Königssohne ein kräftiges Hurra zu.
In diesem Kriege machte sich unser Volk von der Herrschaft der Franzosen
frei. Deshalb heißt er Befreiungskrieg. Auch an den späteren Kämpfen gegen
Napoleon nahm der Prinz teil. Nach Beendigung derselben kehrte er gesund
und kräftig in seine Heimat zurück.
4. Friedenszeit. Auf die Befreiungskriege folgte eine lange Friedens¬
zeit. Diese benutzte der Prinz zu fleißiger Arbeit. Er liebte besonders das
Soldatenwesen und wurde ein tüchtiger General. Durch Fleiß, Treue und
Pünktlichkeit gab er allen Soldaten ein gutes Beispiel. Als er 32 Jahr alt war,
vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Weimar. Viele Jahre hat er
mit ihr in glücklicher Ehe gelebt. Dem prinzlichen Paare wurden zwei Kinder
geboren, ein Sohn und eine Tochter. Der Sohn wurde später als Kaiser Friedrich
der Liebling des Volkes. Die Tochter heiratete den späteren Großherzog von Baden.
lächelte und setzte ihm unter
Tränen den Kranz aufs Haupt.
Von nun an blieb die Kornblume
feine Lieblingsblume. Als die
Franzosen das Vaterland verlassen
hatten, zog die königliche Familie
wieder nach Berlin. Kurz darauf
erkrankte die Königin schwer und
starb.
Kaiser Wilhelm I.
3. Des Prinzen erste Feldzüge.
Als der Prinz 16 Jahr alt war,
begann ein neuer Krieg gegen die
Franzosen. Er durfte auch mit
ins Feld ziehen. Einst sah sein
Vater, daß ein Regiment große
Verluste erlitt. Da befahl dieser