v>^a 80 v^a z^n u^a c^n zzza
9. Besuch in einem Bauernhöfe des Vanats.
lvill man das Leben des schwäbischen Lauern näher kennen lernen, so
empfiehlt es sich, das Standquartier in Hatzfeld zu nehmen, das an der Eisen¬
bahn von Szegedin nach Temesvar gelegen und 39 km von letzterer Stadt ent-
fernt ist. Es ist fast rein deutsch, nur daß den deutschen Lauern und Gewerbe-
treibenden eine 5lnzahl jüdischer Handelsleute sich beigesellt haben. 5luch einige
Zigeuner haben sich seßhaft gemacht draußen vor dem Flecken: Musikanten,
Schmiede, Schuhmacher, Viehhändler u. dgl. Die Handvoll magyarischer Le-
amter spielt keine Rolle. Überall hört man nur Deutsch sprechen, von Hätz-
feld aus kann man leicht eine ganze Anzahl rein schwäbischer Dörfer besuchen.
Sie sind untereinander oft zum verwechseln ähnlich, nur daß Grö^e und lvohl-
stand der Gemeinden gewisse Unterschiede erkennen lassen, hat man ein
schwäbisches Dorf besucht, so hat man alle gesehen. Die Straßen und Plätze,
die Häuser und Gehöfte sind überall auffallend gleichmäßig angelegt, so ver-
schieden auch Sitte und Brauch, Tracht und Dialekt der Bewohner. Die Cr-
Klärung liegt nahe, die „Impopulations-Hauptinstruktiou", die Maria The-
resia unter dem 11. Januar 1772 erließ, enthielt ja ganz genaue Vorschriften
für die Anlage neuer Niederlassungen: die Mitte des Dorfes sollte ein freier
Platz einnehmen, an dem die Kirche, d^r Pfarrhof, das Schul- und Wirtshaus
zu errichten war- die Hauptgassen mußten 18 bis 20 Klafter, die Neben¬
gassen 6 bis 8 Klafter breit sein usw. Dementsprechend öffnet sich uns beim
Betreten eines jeden Schwabendorfes die etwa 4(3 m breite Straße, die beider-
seits noch begleitet wird von einem Fußweg, der an den Häusern hinführt.
Tin Graben und eine Reihe von Kkazien oder Maulbeerbäumen — ein Latten-
verschlag schützt jeden einzelnen Laum vor Beschädigung durch das Vieh —
trennt den Weg von der Straße. Diese wird genau in der Mitte des Orts
von einer ebenso breiten, gleichfalls durch Bäume beschatteten Querstraße recht-
winklig gekreuzt, hier am Kreuzungspunkt, dem „Platz", wie man schlechtweg
sagt, stehen die obengenannten Häuser friedlich vereint. Schule und Gasthof
namentlich zeichnen sich durch stattliche Größe aus, während der Pfarrhof
einen vergleich mit den Pfarren im Sachsenland Siebenbürgens nicht wagen
darf, vor der weißgetünchten Kirche schmückt ein Kruzifix den runden oder
viereckigen Platz, und falls dem Gotteshaus der Turm fehlt, steht neben dem
Bilde des Gekreuzigten ein Glockenstuhl aus eichenen Pfosten, überdacht,
4—5 m hoch. Die Nebengassen, welche die Hauptstraßen auch rechtwinklig
schneiden, sind nur halb so breit, aber ebenso gerade als diese, an den Durch-
schnittspunkten steht meist ein Nadbrunnen oder ein Kreuz. Die Häuser wenden
fast ohne Ausnahme der Straße die Giebelseite zu- sie sind so sauber und nett,
wie wir sie in ganz Ungarn vielleicht nur noch in den stattlichen sächsischen
Dörfern Siebenbürgens wiederfinden. Die ursprünglichen sog. „Maria-Theresia-
Häuser", welche die Einwanderer mit Unterstützung des Staats erbauten, haben
den prächtigen, ganz aus Stein ausgeführten Bauernhäusern schon längst
weichen müssen, vielfach sind sie im Laufe der Zeit ein Opfer der Fluten
geworden, denn die tiefer gelegenen Teile des Banats litten, namentlich früher,
als den Flüssen schränkende Dämme noch nirgends Tinhalt geboten, gar sehr
an Überschwemmungen, und in vielen Grten hatte man den heute korrigierten
Fehler begangen, die Häuser auf dem niedrigen nicht erhöhten Grunde an-
zulegen. Und wie die feste Steinmauer an die Stelle des Fachwerks getreten,