Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten
sich gleich an die Arbeit machen. Als sie aber kein zugeschnittenes
Lecder, sondern die niedlichen Kleidungsstũcke fanden, verwunderten
sie sich erst, dann aber zeigten sie eine gewaltige Freude. Mit
der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen
Kleider am Leibe glatt und sangen:
„Sind wir nicht Knaben glatt und fein?
Was sollen wir langer Schuster sein!“
Dann hupften und tanzten sie und sprangen über Stühle und
Banke. Endlich tanzten sie zur Türe hinaus. Von nun an kamen
ssie nicht wieder. Dem Schuster aber ging es wohl, solange er lebte,
und es glückte ihm alles, was er unternahm. BZrlder Grimm
313. Vom begrabenen Baum und der Steinkohle.
Es war einmal ein Baum, der ssstand im finsstern Walde in
einem tiefen, schwarzen Sumpfe. Er trug Zweige und Blätter,
aber keine Blumen und Früchte. Kein Vogel wohnte auf dem
Baume, kein Eichhörnchen war im Walde; nur Hliegen und
Mucken summten durch die feuchte Luft. Es war einsam und
öde im Sumpfwalde. Als der Baum alt geworden war, wurden
seine Vurzeln mürbe. Der Wind rüttelte am Stamm, der Baum
fiel um und ward begraben, und das schlammige Wasser bedeckte
ihn. Die Wellen trieben Sand und Schutt darüber hin und be—
gruben ihn tief und immer tiefer. Da wurde der Stamm gan
schwarz und sein Holz fest wie Stein.
Viele tausend Jahre waren vergangen. Das Wasser hatte
sich allmählich verlaufen. Aus dem Sumpfe war trockenes Land
geworden. Dort wohnten Leute. Niemand wußte davon, daß
tief in der Erde der tote Baum und seine Kameraden begraben
lagen. Da grub der Bergmann ein tiefes Loch in den Grund:
einen Schacht. Er suchte nach edlen Metallen und fand den
schwarzen, verschütteten Wald. „Steinkohlen, Glückauf!“ rief er
voll Freude, und alle Leute droben freuten sich mit. Die toten