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nach dem andern. Ja, er wollte sogar das Thüringer Land verkaufen
und bot es den benachbarten Fürsten an, aber keiner wollte es nehmen;
denn sie wollten es nicht den rechtmäßigen Erben rauben, auch trauten
sie sich nicht, unrechtes Gut zu behaupten und zu behalten.
Da starb Kaiser Rudolf. Der neue Kaiser aber, Adolf von Nassau,
brauchte Land, um seine Macht zu behaupten. Darum bot Albrecht das
Land dem Adolf von Nassau an, und der kaufte das ganze Thüringerland,
dazu die Mark Meißen und das Pleißnerland für zwölftausend Wagen
voll Silber. Nur die Wartburg wollte Albrecht behalten, so lange er und
Kunigunde und Apitz lebte. Darnach sollte sie auch der Kaiserbekommen
4.
Aber Friedrich und Dietzmann und die meisten Grafen und
Ritter und Städte sprachen: „Der Kauf gilt nichts, die rechten Söhne
sind die Erbherren!“ Darob erhob sich ein neuer Krieg.
Im Herbst brach der Kaiser in Thüringen ein an der Spitze
seiner Söldner. Die kämpften nur um des Gewinnes willen, und es
waren die meisten von ihnen roh, bösen Gemütes und nur nach Beute
begierig. Sie schleppten Vieh und Hausgerät der wehrlosen Dorf—
bewohner weg und zündeten deren Wohnungen an. In Mühlhausen
griffen die Bürger zu den Waffen und trieben unter dem Geläute der
Sturmglocken die wilden Kriegshorden aus der Stadt. Freiburg an
der Unstrut ward von Adolf von Nassau gewonnen, geplündert und
verheert, die Neuenburg erstürmt, verbrannt und zerstört. Brand und
Blut bezeichneten überall seinen Weg. Da machte der Winter, der
wohl mehr Erbarmen hatte, als die kalten, harten Kriegerherzen, der
Not ein Ende.
Im nächsten Frühjahr ließ der Kaiser Feuer in die Stadt
Kreuzburg werfen und die Burg beschießen. Wassermangel quälte die
tapfere thüringische Besatzung sehr. Da ließen sich viele des Nachts
aus den Fenstern der Burg und kehrten wieder heim mit dem aus der
Werra geschöpften Wasser. Doch der Kaiser ließ Wachen ans Ufer
der Werra stellen. Dennoch dachten sie nicht an Übergabe, denn sie
hatten noch Bier in ihren Kellern. So kochten sie ihr Essen und buken
ihr Brot mit Bier.
Endlich war auch dies alle. Da ließen die Kreuzburger Verteidiger
den Belagerern draußen sagen: „Wenn ihr uns frei aus unserer Burg
herausziehen laßt, so wollen wir euch die Feste übergeben.“ Freier