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Krallentatzen zum Sprung sich niederduckte und mit seinem Schwanze
die Erde peitschte.
Der Landgraf aber reckte die Faust gegen den Löwen, trat ihm
kühn und unerschrocken entgegen und rief festen Mutes mit lauter
Stimme:
Zurück! Leg dich nieder! Gehorche!“
Alsbald legte sich der grimmige Löwe vor ihm nieder wie ein
zahmes Hündlein und wedelte mit seinem Schwanze.
Der Türmer hatte in seiner Stube das Löwengebrüll und des
Herrn gewaltige Stimme gehört, trat auf die Zinne und sah den
Herrn und den Löwen. Er machte Lürm und rief das Gesinde und
den Löwenwärter herbei.
Schnell kamen die Männer alle herbei, zu helfen mit Schwertern,
mit Stangen und Spießen. Doch der Landgraf gebot: „Ihr sollt
dem Löwen, so es nur irgend geht, kein Leid tun.“ Da holten die
Leute Stroh, wickelten es um das Ende der langen Stangen und
zündeten die Wische an. Dann fuhren sie mit den Bränden auf
den Löwen los um Auge und Bart herum.
Kaum sah der Löwe das Feuer auf sich zufahren, als er voll
Schrecken und Angst sich niederduckte, sich umdrehte und zurückrannte,
zu sehen, wohin er vor dem feurigen Tiere entfliehen könne. Er fand
die Tür des Käfigs offen und flüchtete dahinein und war froh, daß
der Wärter die Tür wieder schloß, denn nun fühlte er sich wieder
in Sicherheit. Aber noch lange zitterte er vor der ausgestandenen
Angst an allen Gliedern. So wurde der Löwe wieder in seinen
Käfig zurückgebracht.
Der Wärter war sehr erschrocken, fiel auf die Erde nieder und
bat den Landgrafen auf den Knieen um Verzeihung. Da verzieh der
gütige Herr dem Diener, gab ihm aber ein anderes Amt und machte
einen gewissenhaften Mann zum Löwenwärter. Der hat den Löwen
nie wieder entkommen lassen.
Zum Gedächtniszeichen ward am Burgtor ein Bild eingehauen,
ein Mann, der mit einem Löwen kämpft.
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