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Als nämlich das fränkische Kaiserhaus mit Heinrich V. im
Jahre 1125 erloschen war, wurde Lothar, der Herzog von
Sachsen, znm Könige gewühlt. Dieser regierte bis 1137. Er
hatte mächtige Gegner an den beiden hohenstansischen Brüdern,
Konrad von Franken und Friedrich von Schwaben.
Fast die ganze Zeit seiner Negierung war ein ununterbrochener
Krieg gegen sie. Um seinen Feinden gewachsen zu sein, ver¬
band er sich mit Heinrich dem Stolzen, Herzog von Bayern,
und gab ihm seine Tochter nebst seinem Hcrzogthnme. Durch
den Besitz dieser beiden Herzogthümer wurde Heinrich der mäch¬
tigste Fürst von Deutschland und der Schrecken seiner Feinde.
Als nun Lothar ohne Kinder starb, betrachtete der Stolze den
Thron als sein zuverlässiges Eigenthum, das ihm wohl Keiner
streitig machen würde, und nahm sogar die Neichsllonodicn zu
sich. Aber eben seine große Macht, und der Uebcrmnth, mit
welchem sie ihn erfüllte, vereitelten seine Hoffnung. Die Gro¬
ßen des Reiches fürchteten ihn nur, liebten ihn aber nicht. Zu
seinem nicht geringen Erstaunen wurde daher nicht er, sondern
Herzog Konrad von Hohenstaufen zum Kaiser erwählt.
Mit ihm beginnt die glänzende Reihe der deutschen Kaiser aus
diesem Hause.
Ueber diese Wahl war Heinrich höchst entrüstet und wollte
sie nicht gelten lassen. Da ward er als Empörer seiner beiden
Herzogthümer entsetzt und geächtet. Sachsen bekam der krie¬
gerische Markgraf von Brandenburg, Albrecht, wegen seines
Wappenschildes der Bär genannt; Bayern, der Markgraf
Leopold von Oesterreich. Um diese Zeit findet man auch
zuerst den Namen Berlin genannt, gleichwie au den Usern
der Donau in der Gegend des alten Vindobona um die¬
selbe Zelt die Stadt Wien sich erhob.
Heinrich war jedoch nicht der Mann, der sich seine Länder
ohne Schwertstreich nehmen ließ. Er griff zu den Waffen und
vertrieb Albrecht den Büren. Und schon rüstete er sich zum