Full text: [Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband]] (Teil 1 = Mittelstufe, [Schülerband])

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Luft erfũllt. Leicht würden nun die andern Tiere der Umgebung von diesem 
Leichengeruch erkranken und sterben, venn nieht der liebe Gott Totengräber 
bestellt hätte, die Leichen zu begraben. 
Zwei LTiere sind es besonders, die in heissen Landern zu diesem Zwecke 
5 bestimmt sind, ein vierfüssiges und ein geflügeltes. Das erstere ist grölser 
als ein Hund, von grauer Farbe und mit struppigem Haar, mit verdrielslichem 
Gesicht und düsterm Auge. Das Grabtier oder die Hane nennt man es. 
Andere Tiere weichen vor dem faulen Leichnam zurück, vir venden uns 
von einem solchen mit Ekel veg. Allein für dieé Nase der Hyane riecht 
10 solches Aas so angenehm, wie für unsere Nasen Braten oder Kuchen. Sie 
wittext das tote Lier aus weiter Perne und eilt herbei. Mit unersattlicher 
Gier versehlingt sis das ekle Mahl. Ihre gewaltigen Zahne, die selbst 
Kruftiger sind als dis des Lõwen, zermalmen sogar die kleineren Rnochen. 
Der æweite Totengraber ist der Geier, ein Vogel von der Grösse eines 
15 Truthahns. dein langer, Kahler Hals und nackter Kopf verleibt ihm ein 
viderliches Aussohen In grossen Kreisen sehwimmt er, in aulserordentlieher 
Höhe in der Luft und überschaut die Fluren. Gewabrt er ein totes Tier, 
so lasst er ssich herab; ja selbst dem kranken Liere folgt er und wartet, bis 
es sterbend niedersinkt. In kurzer Zeit räumen die beiden Totengräber den 
20 Leichnam weg und behüten jene heilsen Länder vor grosser Gefahr, die 
ihnen dureh die verdorbene Laft bereitet werden könnte. 
Als vor alten Zeiten iu unserm Vaterlande viele grosse LTiere lebten, 
lange vorber noch, ehe Menschen in demselben wohnten, gab es daselbst 
aueh Hyanen, die das Geschaft der Lotengräber verriebteten. Noch heutigen 
25 Tages findet man ihre Gebeine in der Erde. etæt giebt es bei uns nur 
kleine Tiere, die Feld und Wald beleben. Feldmäuse und Maulwurfe treiben 
hier ihr Wesen und in dem Sumpf die Frösche. Fur solehe Kleine Tiere 
giebt's auch kleins Totengraber. Besonders ist's ein Kaferchen, noch Neĩner 
als ein Maikäfer, welches das Geschaft erbalten hat, die kleinen Liere zu 
30 begraben. Man hat ihm deshalb auen den Namen „Totengräber“ gegeben. 
Lãegt im Sommer auf dem Pelde ein totes Mauschen, so währt es nieht 
lange, so kommt dureb die Luft ein solehes Räferchen gesummt. Vier 
HFlügel hat es. Zwei davon sind hart, zwei sind zart und veieh. Zum Plüegen 
dienen ihm die letztören. Jetzt lasst sich der Totengräber nieder, faltet die 
85 feinen, zarten Flügel sauberlich zusammen und legt sie auf den Rücken. Die 
beiden harten Oberflügel deckt er darüber. Sie schützen jene feinen. Der 
Totengraber ist sehlicht braun von Farbe. Sein Kopf und seine Brust sind 
einfach schwarz, wie sieh's für sein ernstes Geschäft ziemt. Ein grolses 
schwarzes Kreuz trägt er auf dem Rücken. Kurz nach dem ersten Räfer 
10 folgt meist noch ein zweiter und dritter, ja manehmal versammeln sieh deren 
noeb mehrere. Mie sie es erfabren baben, dals hier ein totes Tier sich 
befindet, ist uns noeh ein Ratsel. Als sachverständige Leute untersuchen 
sie zuerst den Boden, auf dem der Leichnam legt. Befindet sieh derselbe 
auf lockerer Erde, so machen sie sich alsobald ans Werk. vie beginnen 
ts sofort mit ĩhren sechs Fussen, von denen dieè vorderen besonders kurz und 
breit wie kleine Schaufeln eingerichtet sind, die Erde unter dem Tiere auf- 
zuwühblen und wegzuscharren, bis dasselbe allmählich tiefer und tiefer sinkt.
	        
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