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den Wolf tot machen. Und die Mutter kam auch mit, und da sie sah, daß
der Wolf das Kind nicht gefressen hatte, war sie sehr vergnügt und dankte
dem guten Manne tausendmal und noch mehr dem lieben Gotte, daß er ihr
Kind nicht hatte fressen lassen.
101. Rotkäppchen.
Märchen. — Brüder Grimm)
Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie
nur ansah, am allerliebsten aber die Großmutter; die wußte gar nicht, was
sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von
oten Sammet, und weil ihm das so wohl sland und es nichts anders mehr 10
tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Da sagte einmal seine Mutter
zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche
Wein, bring's der Großmulter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich
daran laben. Sei aber hübsch artig, guck nicht gleich in alle Ecken herum, wenn
du in die Slube kommst, und vergiß nicht guten Morgen zu sagen. Geh auch 15
ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas;
dann hat die kranke Großmutter nichts.“
Rotkäppchen sagte: „Ich will schon alles gut ausrichten,“ und gab der
Mutter die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald,
eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, be— 20
gegnele ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses
Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. „Guten Tag, Rotkäppchen,“ sprach
er. „Schönen Dank, Wolf.“ „Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?“ „Zur
Großmutter.“ „Was trägst du unter der
Schürze?“ „Kuchen und Wein; gestern 25
haben wir gebacken, da soll sich die kranke
schwache Großmutter etwas zu gut thun
und sich damit stärken.“ „Rotkäppchen, wo
wohnt deine Großmutter?“ Noch eine
gute Viertelstunde weiter im Wald, unter 80
den drei großen Eichbäumen, da steht ihr
Haus; unten sind die Nußhecken, das wirst
du ja wissen,“ sagte Rotkäppchen. Der
Wolf dachte bei sich: „Das junge zarte
Müdchen, das ist ein fetter Bissen, der 35
wird noch besser schmecken als die Alte;
du mußt es listig anfangen, damit du beide
erschnappst.“ Da ging er ein Weilchen
neben Rotkäppchen her, dann sprach er:
„Rotkäppchen, sieh einmal die schönen 40
Blumen, die rings umher stehen, warum
guckst du dich nicht um? Ich glaube, du
hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich
singen? Du gehst ja für dich hin, als
wenn du zur Schule gingst, und ist so 45
lustig haußen in dem Wald.“