Wolauf denn, Nelk' und Tulipan,
und schwenkt die bunte Hochzeitsfahn'!
Du Ros' und Lilie, schmuͤcket euch,
Brautjungfern sollt ihr werden gleich!
Ihr Schmetterling,
sollt bunt und flink
den Hochzeitsreigen führen,
die Vögel musizieren!
3. Blau⸗Glöckchen thut läuten
bim — bim bimi
Was hat das zu bedeuten? —
Ach, das ist gar zu schlimm!
Heut Nacht der Frühling scheiden muß,
drum bringt man ihm den Abschiedsgruß,
Glühwürmchen ziehn mit Lichtern he
es rauscht der Wald, es klagt der Quell,
dazwischen singt mit süßem Schall
aus jedem Busch die Nachtigall
und wird ihr Lied
so bald nicht müd'.
It auch der Früͤhling schon ferne,
sie hatten ihn alle so gerne!
144. Der Müller ohne Sorgen.
Karl Nüllenhot.
Sagen, Märehen und Lieder der Herzogthümer Schleswig-Holstein und Lauenburg.
Kiol. 1845. 8. 133.
Der Kbnig kam einst durch Ditmarschen und bei eines Müllers
Haus vorbei, an dessen Thür fland geschrieben: „Ich lebe ohne
Sorgen.“ Der König ließ den Müller sogleich zu sich kommen und
fragke ihn, wie er sich's einfallen laffen onnte, das iber seine Thür
zu schreiben, da er, der König selben, es nicht einnal von sich sagen
könnte Der Müller antwortete, es waäre nun umal so und ließe
sich nichts dabei machen. „Nun,“ sagte der König, „so komm Er
morgen früh nur einmal zu mir; dann wil ich an Ihn drei Fragen
thun, und kann Er die beantworten, will ich's Ihm glauben.“ Am
andern Morgen kam der Müller. „Guten Morgen, guter Freund,“
sprach der Konig, „was meint Er, was ich deme in diesem Augen⸗
blick?“ „Ihr meint,“ antwortete der Müller, „der Müller kommt.“
„Allerdings,“ sagte der König, „aber nun die zweite Frage: Wie
schwer ist wol der Mond Hochsteng anworteie der Müller,
„vier Viertel, und wenn Ihr es cht glauben wollt, müßt Ihr selbs
nachwägen.“ Und wie lef ist das Wasser?“ fragte der König wieden,
und der Müller antwortete: „Elnen Steinwurf⸗ Da lächelte dei
König und sagte: „Höre Er, Müller, Ereis ein Schalk; aber wenn
Er mit allem so schnell fertig werden kann, ses ben Wunder, daß
Er keine Sorgen hat. Der Konig beschenkte darauf den Müller
reichlich und sie sind ihre Lebtage gute Freunde geblieben.
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