Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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holen werde. Wegen der Zahlung dürfe sie sich keine Sorge machen, 
zumal er sogar die Anweisüng habe, die Rechnung in der Apotheke 
zu bezahlen. 
„Wer war der Fremde?“ fragte die Frau. „Ich hielt ihn für 
einen Arzt.“ 
„Das war der Kronprinz von Preußen!“ 
Da faltete die Frau still ihre Hände und richtete ein Dank— 
gebet aus innigem Herzen zu dein, der die Geschicke der Menschen 
zum besten lenkt Petsch. 
219. Der Künig und der Landmann. 
1. Der Landmann lehnt in der Hütt' allein 
und blickt hinaus in den Mondenschein, 
und schaut empor in des Königs Palast; 
er weiß nicht, welch ein Gefühl ihn faßl. 
2. „Ach, wär' ich ein König nur eine Nacht, 
wie wollt' ich schallen mit meiner Macht; 
wie ging' ich einher von Haus zu Haus 
und teilte den Schlummernden Segen aus! 
3. Wie strahlte dann morgens so mancher Blick 
die Sonne zum ersten Mal helle zurück! 
Wie staunten einander die Glücklichen an 
und meinten, das hab' ein Engel gethan!“ 
4. Der König lehnt im Palast allein 
und blickt hinans in den Mondenschein, 
und schaut hinab auf des Landmanus Haus, 
und seufzt in das weite Schweigen hinaus: 
5. „Ach, wär' ich ein Landmann nur eine Nacht, 
wie gern entriet ich der drückenden Macht; 
wie lehrt ich mich selber die schwere Kunst, 
nicht irr' zu gehen mit meiner Gunst! 
6. Wie wollt ich ins eigene Herz mir seh'n, 
um wieder es offen mir selbst zu gesteh'n! 
Was tausend Hände mir nicht dollbracht, 
das wollt' ich gewinnen in einer Nacht!“ 
7. So schau'n sie sinnend beim Sternenlauf, 
der König hinunter, der Landmann hinauf; 
dann schließen sie beide den müden Blick 
und träumen beide von fremdem Glück. Caudl. 
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