Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

— 696 — 
Strasse gebaut, so lief er ans Penster und sah zu. „Da ver- 
mauern sie wieder den roten Sandstein“, rief er, „der niemals 
austrocknet; in dem Hause bleibt kein Mensch gesund. Und vent 
einmal, wie schlecht die Gesellen die Steine aufetzent Der None 
taugt auch nichts, Kies muss hinein, nicht Sand. Ten lebs 
noch, dass den Leuten das Haus über dem Kopfe anmen 
fallt. Ur setzte sich, sprang aber bald wieder auf, at ven 
Schurzfell ab und sprach: „Ich will nur hinaus und den MNenscaen 
ins Gewissen reden.“ Er geriet aber an die Zimmerleute, Was 
ist das?“ rief er, „Ihr haut ja niebt nach der Schnun UNeint 
Ihr, die Balken würden gerade stehen? Es weicht einmal alle 
aus der Fuge.“ PEr riss einem Zimmermanne die Art aus der 
Hand und wollte ihm zeigen, wie er hauen mülste; als aber en 
mit Lehm beladener Wagen berangefahren kam, warf er ß 
weg und sprang zu dem Bauern, der nebenher ging. „Il veid 
nieht recht bei Drost!“ rief er; „wer spannt junge Pferde vor 
einen schwer beladenen Wagen? Die armen Tiere werden dur 
auf dem Platze umfallen.“ Der Bauer gab ihm keine Antwort, 
und Pfriem lief aus Arger in seine Werkstätte zurück. Alseer 
sich wieder zur Arbeit setzen wollte, reichte ihm der Lehrjunge 
einen Schuh. „Was ist das wieder?“ sehrie er ihn an. „Habe 
ich dir nicht gesagt, du solltest dié Schuhe nicht so weit aus 
schneiden? Wer wird einen solchen Schuh kaufen, an dem fagt 
nichts ist als die Sohle? Ich verlange, dals meine Befeble un 
mangelhaft befolgt werden!“ — „Uelster“, antwortete der Lelu- 
junge, „Ihr mögt wohl recht haben, dass der Schuh nichts taugt, 
aber es ist derselbe, den Ihr zugeschnitten und selbst in Arbei 
genommen habt. Als Ihr vorhin aufsprangt, babt Ihr ihn vom 
Tische herabgeworfen, und ich habe un nur aufgehoben. Ruch 
könnte es aber ein Engel vom Himmel nicht recht machen.“ 
Meister Pfriem träumte in einer Nacht, eêr wäre gestorben 
und befände sich auf dem Wege nach dem Himmel. Albs er an 
langte und an die Thür Klopfte, öffnete sie der Apostel Petrus 
und wollte sehen, ver Einlass begehrte. „Ach, Ihr seid's, Meister 
Pfriem; ich will Euch wohl einlassen, aber ieh warne Euch, 
dass Ihr nichts tadelt, was Ihr im Himmel seht; es Könnte Duch 
schlecht bekommen!“ — „Ihr hättet Buch die Ermahnung sparen 
können“, erwiderte Pfriem, „denn ich weiss schon, vVas sich 
ziemt, und hier ist, Gott sei Dank, alles vollkommen und nichts 
zu tadeln wie auf Erden.“ — Er trat also ein, ging in den 
weiten Räumen des Himmels auf und ab, sah sich nach allen 
Seiten um, schüttelte aber zuweilen mit dem Kopfe. Indem er— 
blickte er zwei Engel, die einen Ballen vegtrugen. Es war 
der Balken, den einer im Auge gehabt hatte, als er den Splitter 
in den Augen anderer untersuchte. Sie trugen aber den Balken 
nicht der Länge nach, sondern quer. „Hat man je einen solchen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.