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Schau, und der Rappe, dort spitzt er das Olr.
wiehernd wirft er dié Nüstern empor.
Sieh, und der Braune gesellt sich ihm bei,
trabt ihm zur Seite wie sonst in der Reib'.
Selber der blutige Schimmel, so müd',
hinkt auf drei Beinen und reiht sich ins Glied.
Pruppweis, in Rotten, zu dreien und zWwei'n,
stellen die ledigen Rosse sich ein.
Rosse wie Beiter verstebn den Appell;
ruft die Trompete, so sind sie zur Stell'.
Über dreihundert hat man gezäblt,
Rosse, zu denen der Reitersmann feblt.
Über dreihundert, o blutige Schlacht,
die so viel Sättel hat ledig gemacht!
Über dreihundert, o tapfere Schar,
wo bei vier Mann ein gefallener war!
Über dreihundert, o ritterlich ier
ohne den Reiter noch treu dem Panier!
Wenn ihr die Tapfern von Gravelotte nennt,
denkt auch der Rosse vom Leibregiment!
91. Die Überraschung.
Vater Biedermann hatte vier Kinder. Sie hießen Karl,
Bernhard, Lotte und Hannchen. Eines Abends sagte er zu ihnen:
„Hört, Kinder, wer von euch morgen früh um sechs Uhr aufssteht,
ohne daß ich ihn wecke, dem will ich ein rechtes Fest machen.“
„Was denn für ein Fest, lieber Vater?“ fragte Lotte.
„Steh du nur zur rechten Zeit auf, so wirst du es schon er⸗
fahren,“ sagte der Vater.
„O, ich will gewiß schon vor sechs Uhr aufstehen,“ rief
Lotte. „Ich auch, ich auch!“ riefen alle übrigen. Und nun eilten
sie zu Bette, und jedes Kind sagte für sich, ehe es einschlief: „Halb
sechs Uhr! halb sechs Uhr!“
Kaum hatte am andern Morgen die Uhr fünf geschlagen, so
waren schon alle Kinder munter. Fast zu gleicher Zeit kamen alle
in der Wohnstube an. „Guten Morgen!“ riefen sie freudig ein—
ander zu. „Nun wollen wir doch sehen, was für ein Fest uns der
Vater heute machen wird.“ Da krat auch der Vater in die Stube
„Ei,“ sprach dieser, „wenn der Vater verspricht, den Kindem ein
Gerok.