6—
10. Alle Menschen müssen arbeiten.
Die Sonne geht auf. Überall in Stadt und Land erheben sich
die Menschen vom Lager.
Die Köchin kocht den Kaffee, die Mutter zieht die Kinder an,
der Vater rüstet sich zur Arbeit. Die in der Nacht so stillen Straßen
beleben sich; Tausende eilen zu ihrer Arbeit. In Scharen erscheinen
Arbeiter in den Fabriken, auf den Bauplätzen, in den Werkstätten,
in den Druckereien, in den Warenlagern.
Der Maurer greift zur Kelle, der Zimmermann zur Axt, der
Schlosser zur Feile, der Schmied zum Hammer, der Tischler zum
Hobel, der Schneider zur Nadel, der Schuhmacher zum Leisten, der
Bauer zum Flegel, der Kutscher zur Peitsche, der Gärtner zum
Spaten, der Schreiber zur Feder, der Maler zum Pinsel, der Ge—
lehrte zum Buche.
Der Arzt eilt zum Kranken, der Kaufmann zum Laden, der
Lehrer zur Schule, der Richter auf das Gericht, der Stadtrat auf
das Rathaus, der Beamte an seinen Posten, der Fremde zur Eisen—
bahn, der Soldat auf den Exerzierplatz.
Ja, mein Kind, alle Menschen müssen arbeiten, der eine auf
diese, der andere auf jene Weise, der eine mit der Hand, der andere
mit dem Kopfe. Ohne Arbeit giebt es keine Nahrung, keine Kleidung,
keine Wohnung, keine Gesundheit, keine Freude, kein Glück. Die Arben
ist Gottes Wille.
H. Weber.
II. Tatel, Stift und Schwamm.
Die Schiefertafel, der Stift und der Schwamm zankten ein-
mal miteinander und stritten sich, wer von ihnen am nützlichsten
wäre. Die Tafel verachtete die andern und sagte: „Ihr seid
elende Wichte gegen mich; mieh hat der kleine Hans auch viel
lieber, als euch beide.“
„Das ist nicht wahr“, sagten der Schwamm undl der Stift.
„Das ist wohl wahr“, antwortete die Schiefertafel, „ihr
könnt es schon daran sehen: mich hat der kleine Hans noch nie
vergessen, wenn er in die Schule geht; dich aber, du elender
Schieferstift, hat er schon sehr oft vergessen, und einen Schwamm
hat er oft viele Wochen nicht gehabt.“