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129. Der Gickgack.
Ein dummes Gänschen mochte zu Hause nichts lernen. Es meinte,
wenn es auf Reisen ginge, würde es klug werden wie der Sperling und
singen können wie die Lerche. Daher machte es sich auf und flog über
den Rhein in das Land, wo man französisch spricht. Dort fraß es
Ruben und schnatterte wie zu Hause, und wenn es etwas Neues sah,
machte es einen langen Hals.
Als ein Jahr um war, glaubte es klug genug zu sein und kehrte
nach Hause zurück. Aber niemand wurde etwas von seiner Klugheit ge—
wahr, und die Leute sagten:
Es flog ein Gänschen über den Rhein
und kam als Gickgack wieder heim
130. Am Teiche.
In jedem Teiche herrscht im Sommer ein reges Leben. Tausende
von Tieren finden daselbst ihren Tisch gedeckt; jedes Geschöpf, das auf oder
in dem Wasser leben kann, wird vom Teiche zu Gaste geladen. Jedes
kann zulangen und sich nehmen, was ihm beliebt, so lange nicht ein
größeres kommt und es verschluckt.
Da kommt der Schwan. Langsam und ruhig schwimmt er daher,
er piegelt sich im klaren Wasser und steckt den langen, schön gebogenen
Hals tief hinab in die Flut, um sich ein Frühstück zu fischen. Dort ist
auch seine Frau mit ihren Kindern. Die Kleinen haben Schwimmstunde
und müssen von der Alten lernen, wie man unter das Wasser taucht. Und
die wilden Enten, die dort auffliegen? Sie kommen von einer fetten
Mahlzeit und fliegen ihren Nestern zu. Herr Langbein, der Klapper—
storch, wohnt zwar nicht auf dem Teiche, aber er liebt es, von Zeit zu
Zeit am Teiche nachzusehen, ob nicht die Fröschchen einen Spaziergang
auf das Land gemacht haben. Leise steigt er mit seinen langen Wat—
beinen am Ufer entlang, und wenn die Frösche sich nicht mit einem
raschen Sprunge ins Wasser retten, daß es plumpst, so werden sie von
ihm unbarmherzig mit dem langen Schnabel aufgespießt.
Im Wasser des Teiches geht es gar lustig zu. Da tummeln die
Fische sich munter umher. Im Schilfe versteckt lauert der Hecht auf
seine Beute Kommt ihm ein Weißfischchen zu nahe, so schießt er
blitzschnell auf dasselbe los und schnappt es weg. Im Schlamme frühstückt
der Karpfen; und leise wie eine Schlange windet der Aal sich dahin