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Drauf machte es die Würzlein los und trug das Pflänzlein in
dem Schob und spähte still und wonnig ein Plätzehen, kübhl und
sonnig, und wühlte in der Erde mit emsiger Gebärde und pflanzte
nun das Plänzlein drein und sprach: «Das soll dein Bettchen seinle
Und als die Frühlingszeit erschien, begann das Pflänzchen
schon zu Nüb'n wie sieben weibe Sterne, das sah das Mägdlein
gerne, die wurden sieben Beeren, als obs Rubinen varen. «Gelt,
sprach es, «es will dankbar sein und meint, ich sei sein Mütterlein!
71. Die Erdbeeren.
Der Mai erschien in voller
Herrlichkeit, und alles freute
sich der Värme und des Lichts.
Das Sausen der Eichen und
Buchen, das Brausen der Tannen
und Fichten vermischte sich mit
dem fröhblichen Gezwitscher der
Vöglein. Epheu spielte vergnũügt
im Sonnenschein und ergötzte
sich im Schatten seiner tief aus-
geschnittenen Blätter; selbst das
Moos beschaute gern seine Blatt-
chen im Spiegel des Taues, und
Maiblume hörte freudig das Ge-
laute hrer silbernen Glöcklein,
wenn der Wind sie hin- und
herschwang. Alles alles freute
sich.
Nur Erdbeere weinte. Denn
niemand achtete ihrer Blätter,
mochten sie aueh noch so fein gesägt und seidenglänzend sein,
und niemand ihrer weiben Blumenkronen, und venn auch zwanzig
Mannlein und mebr noch mit gelben Köpfehen herauslugten. Bien—
chen allein tröstete und sprach von Geduld und Hoffnung. Und
Erdbeere hoffte und harrte.
Und siehe, ihr Fruchtboden drängte sich immer mehr hervor,
wurde fleischig und saftig und rötete sich nach und nach. Und
PErdbeere hoffte
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