Full text: Hessisches Lesebuch (Teil 3 = (3. Schuljahr), [Schülerband])

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Drauf machte es die Würzlein los und trug das Pflänzlein in 
dem Schob und spähte still und wonnig ein Plätzehen, kübhl und 
sonnig, und wühlte in der Erde mit emsiger Gebärde und pflanzte 
nun das Plänzlein drein und sprach: «Das soll dein Bettchen seinle 
Und als die Frühlingszeit erschien, begann das Pflänzchen 
schon zu Nüb'n wie sieben weibe Sterne, das sah das Mägdlein 
gerne, die wurden sieben Beeren, als obs Rubinen varen. «Gelt, 
sprach es, «es will dankbar sein und meint, ich sei sein Mütterlein! 
71. Die Erdbeeren. 
Der Mai erschien in voller 
Herrlichkeit, und alles freute 
sich der Värme und des Lichts. 
Das Sausen der Eichen und 
Buchen, das Brausen der Tannen 
und Fichten vermischte sich mit 
dem fröhblichen Gezwitscher der 
Vöglein. Epheu spielte vergnũügt 
im Sonnenschein und ergötzte 
sich im Schatten seiner tief aus- 
geschnittenen Blätter; selbst das 
Moos beschaute gern seine Blatt- 
chen im Spiegel des Taues, und 
Maiblume hörte freudig das Ge- 
laute hrer silbernen Glöcklein, 
wenn der Wind sie hin- und 
herschwang. Alles alles freute 
sich. 
Nur Erdbeere weinte. Denn 
niemand achtete ihrer Blätter, 
mochten sie aueh noch so fein gesägt und seidenglänzend sein, 
und niemand ihrer weiben Blumenkronen, und venn auch zwanzig 
Mannlein und mebr noch mit gelben Köpfehen herauslugten. Bien— 
chen allein tröstete und sprach von Geduld und Hoffnung. Und 
Erdbeere hoffte und harrte. 
Und siehe, ihr Fruchtboden drängte sich immer mehr hervor, 
wurde fleischig und saftig und rötete sich nach und nach. Und 
PErdbeere hoffte 
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