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An der Großen oder Sondershäuser Wipper.
(Nr. 159 bis 161).
159) Göllingen, Pfdf. in anmutiger Gegend im ehemaligen
Wippergan. 1 Sch., 2 L. Sonst bestand hier ein Benediktinerkloster,
gestiftet im 10. Jahrhundert. In demselben lebte zur Zeit Kaiser
Konrads II. Gras Günther d. Heilige, ein Urahne des schwarzb.
Hauses; starb als Einsiedler im Böhmerwalde. Auf den Kloster-
trümmern ist die fürstl. Domäne aufgebaut. Vorhanden ist noch die
Krypta. Beim Westphälischeu Friedensschluß kam das Kloster an
Hessen-Kassel, das bis 1815 das Recht hatte, in G. einen Pastor
zu ernennen. Die Mönche zu G. haben den Stollen (Tunnel) unter
dem Hanfenberge angelegt und so die Frankenhäuser Wipper geschaffen.
Das Kloster im Bauernkriege zerstört. — Göllingeu, das seine
Herren öfter gewechselt, kam 1347 an das Haus Schwarzburg. Kaiser
Karl IV. verwandelte Göllingen in einen Marktflecken; es hatte
auch das Recht über Leben und Tod und konnte Wochenmarkt halten.
Jetzt ist es kein Marktflecken mehr. Früher bei G. ein See (s. S. 18).
160) Seega, Psdf. mit fürstlicher Domäne. 1 Sch., 1 L. 1
Papiermühle. Unweit des Dorfes liegen die ziemlich umfangreichen,
viel besuchten Ruinen der „Arnsburg" in wahrhaft idyllifcher Wald-
einsamkeit, mit sehr schöner Aussicht durch das kaum 5 Minuten
breite Hainleitethal nach Erfurt und Jena zu. 1197 haben sich auf
derselben mehrere deutsche Fürsten über die Wahl Philipps von
Schwaben beraten, der dann im benachbarten Mühlhausen gewählt
wurde. 1356 kam diese Burg an die Grafen von Schwarzburg, die
sie als Amtshaus benutzten. Seit dem Anfange des 18. Jahrhun-
derts ist sie unbewohnt und sehr verfallen.
161) Günserode, Psdf.; so versteckt in einem Bergkessel, daß
es im ersten Napoleonskriege keinen Feind sah. 1 Sch., 1 L. Starke
Levkojenzucht; 20 bis 30 Nebenzweige treiben die Levkojen und werden
sogar nach dem blumenreichen Ersnrt ausgeführt. Gute Obstsorten,
besonders vorteffliche Spillinge; wenn diese reis sind, ist die Spil-
lingskirmeß; G. hat außerdem eine kirchliche Kirmeß, also zwei
Kirmessen.
Die beiden Exclaven:
162) Schlotheim, Städtchen an der Notier. Sitz eines Amts¬
gerichts. 1 Sch., 4L. 1 Windm. Zeichnet sich aus durch seine
Seilerwaaren, sogar Schiffstaue und Schiffsseile werden sabriziert.
Schloth. gehörte früher den Herren von Schlotheim, fpäter den Herren
von Hopfgarten, die jetzt noch das Patronatsrecht über Kirche und
Schule in Schlotheim und Mehrstedt ausüben. Das hier bestandene
Jungfrauenkloster (jetzt fürstl. Domäne) wurde im Bauernkriege zer-
stört. Schlotheim litt sehr 1293 im Kriege zwischen Adolf v. Nassau
und den Söhnen des Landgrafen Albr. des Unartigen. 1525 d.
28. April kam Th. Münzer mit 400 aufrührerischen Bauern hier an.