fullscreen: Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen

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195. Die französische Revolution. 1789. 
a. Ludwig XIV. hatte Frankreich durch seine vielen Kriege und 
Prachtbauten in eine große Schuldenlast gestürzt, die durch die furchtbare 
Verschwendung Ludwigs XV. noch vermehrt wurde. 
Aber nur der Bürger mußte Steuern bezahlen; der Adel und die 
Geistlichkeit, welche alle einträglichen Stellen und die größten Güter be— 
saßen, waren von Abgaben vollständig frei. Darüber waren die gedrückten 
Bürger sehr unzufrieden. Viele Schriftsteller vermehrten diese Unzu— 
friedenheit noch durch ihre Schriften; zugleich verspotteten sie darin alles 
Heilige und Ehrwürdige, Tugend, Sitte und Religion und lehrten zügel— 
lose Freiheit in allem. 
b. Anter solchen Umständen trat Ludwig XVI. die Regierung an. 
Er war ein herzensguter Fürst, aber für solche Zeiten zu schwach und zu 
mild. Im Jahre 1789 berief er, um den Schäden abzuhelfen, die sog. 
Reichsstände, nämlich 600 Abgeordnete aus dem Bürgerstand, 300 vom 
Adel und 300 von der Geistlichkeit. Da erklärten die Bürgerlichen, sie 
allein seien die Nationalversammlung, und viele vom Adel und der 
Geistlichkeit traten ihnen bei. Es wurde eine neue Verfassung eingeführt 
und die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit aufgehoben. In Paris 
kam es bereits zu wilden Aufständen, zu Plünderung und Mord. Der 
König wollte entfliehen; allein er wurde an der belgischen Grenze ergriffen 
und nach Paris zurückgeführt. Die Unordnung nahm immer mehr über— 
hand. Die Nationalversammlung wurde mehrmals neu gewählt; dadurch 
kamen immer wildere „Volksmänner“ in dieselbe. Im ganzen Lande, be— 
sonders aber in Paris, erregten die Revolutionäre Volksaufstände. Die 
preußischen und österreichischen Truppen, welche dem König Hilfe bringen 
sollten, wurden von den wutentbrannten Franzosen besiegt; der König 
aber wurde als „Verräter“ mit seiner ganzen Familie gefangen genommen, 
abgesetzt und Frankreich als Republik erklärt. Die wütende Menge, 
damit nicht zufrieden, verlangte sogar des Königs Blut. Sein Haupt 
fiel am 21. Januar 1793 unter der Guillotine (gijotine). Das gleiche Schicksal 
traf einige Monate später seine Gemahlin Maria Antoinette sañtoanet), 
eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia. 
c. Nun begann unter dem grausamen Robespierre (robespiahr) 
in ganz Frankreich eine furchtbare Schreckensherrschaft, welche mehrere 
Jahre dauerte. Der Ruf: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!“) erscholl 
jetzt überall; aber gerade die Männer, welche ihn fortwährend wieder— 
holten, waren die abscheulichsten Tyrannen. Wer nur irgendwie verdächtig 
schien, ein Gegner der Neuerungen zu sein, wurde ohne weiteres Verhör 
zum Tode verurteilt. Über 2 Millionen Menschen, selbst Greise, Frauͤen 
und Kinder, wurden enthauptet oder massenweise erschossen oder ertränkt. 
Zuletzt erhielten aber auch die Tyrannen die verdiente Strafe, und Robes— 
pierre selbst endete unter der Guillotine. Über solche Greuel entsetzten sich 
alle Völker. Aber kühn erklärte Frankreich den Krieg an halb Europaä 
und führte ihn auch glücklich zu Ende, besonders durch den General 
Napoleon Bonaparte. 
) Französisch: Liberté, égalité, fraternité. 
Realienbuch. 
15
	        
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