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als Bahn zu dienen und segeltragende Schiffe oder Dampfer auf seinem Spiegel
zu führen. Begrenzt werden diese Flächen durch die Thalgehänge jener höher
gelegenen Stufen des Geestlandes. In vielen Gegenden hat der Fleiß der Be—
wohner die weit gedehnten Thäler, Bruch oder Luch genannt, in vorzüglich frucht⸗
bare Acker umgeschaffen, in anderen bedeutende Torfstiche eröffnet, wie im
Oderbruch, Warthebruch, im havelländischen Luch u. s. w.
In der Provinz fließt die Oder, Preußens eigentlicher Hauptstrom, der
hier außer einigen anderen Nebengewässern seinen größten Zufluß, die Warthe,
empfängt. Neben der Ucker und unwichtigen Zuflüssen der Elbe, die auf einer
Strecke die Grenze bildet, sind sodann zwei zum Stromgebiet der letzteren ge—
hörende Flüsse, die Spree und die Havel, als höchst bedeutsam zu nennen.
Von ihrem vereinigten Laufe wird das Gesammtgebiet der Provinz mitten
durchströmt und in einen südlichen flachen und nördlichen hügeligen Teil
geschieden.
(Berghaus.)
12. Die Bodenschüße der Mark.
Die Hauptmasse des märkischen Bodens ist mit Sand überdeckt.
Derselbe wird durch reichliche Düngung ertragfähig gemacht. In einigen Gegenden
bilden Lehm und Thon einen besseren Boden, und diese sowie die entwässerten
Brüche sind von hoher Fruchtbarkeit.
Der märkische Sand hüllt zahlreiches Steingerölle ein; auch finden sich
sogenannte „Wandersteine“ von ansehnlicher Größe. Wer im Gebirge wohnt,
hat's bequem, wenn er ein Haus bauen oder den Weg pflastern will. Er
fährt ein wenig zum Dorfe hinaus, die Höhen hinan, da giebt es Steine genug.
Für uns in der Ebene ist durch die Wandersteine gesorgt. Das sind die Feld—
steine, die sich überall in der Mark vorfinden. Dieselben sind nicht von Anfang
an auf die Ebene hingestreut gewesen, sondern sind von Gebirgsmassen entfernter
Länder losgerissen. Darum heißen sie Wandersteine. Ost- und Nordsee haben
in alten Zeiten viel höher gestanden als heute. Das ganze nördliche Deutschland
bis zu den Bergen hin war überschwemmt, und wo wir jetzt herumspazieren,
da ist ehemals Meeresgrund gewesen. Aus dem kalten Schweden und Norwegen
sind nun große Eisstücke herübergekommen, und auf diesen haben Felstrümmer
gelegen oder sind in ihnen eingeschlossen gewesen. Als darauf das Eis geschmolzen
ist, sind die Blöcke zu Boden gefallen und beim Abfließen des Wassers liegen
geblieben. Daß aber diese Steine aus Schweden und Norwegen gekommen sind,
kann man daran erkennen, daß die Gesteine dieser Länder und unsere märkischen
Feldsteine ganz von derselben Beschaffenheit sind. Seit mehr als tausend Jahren
benutzt sie der Märker. Aus ihnen wurden die Mauern der Klöster und Burgen
errichtet. Dem Bürger der Städte gaben sie Schutz vor den Raubrittern.
Auch viele unserer Kirchen sind aus ihnen erbaut, die Straßen mit ihnen ge—
pflastert. Seit 1816 haben wir Chausseeen.) Ohne die Wandersteine hätten
) Chaussee (spr. schossee) — Kunststraße, Steinweg.