Full text: Lesebuch für das zweite Schuljahr

18 Thu' nichts Wõses! 
1. Thu nmichls Böses thut es nicht! 
Weißt dat, Golles Angesicht 
schautt vonn bimmel auf die Seinen, 
auf die Großen, auf die Kleinen, 
und die Nacht ist vor ihm Vicht. 
2. Sino auch VNaler, Mutller weil, 
er isft bei dir allezeil, 
daß du ja kein Anrecht übest 
und sein Valerherz belrübelt. 
Ach, das wär dir kunflig leid. 
W. Hey. 
19. Oberlin. 
In der Stadt dtrassburg auf dem Markte hielt eine 
Bauerfrau Lier feil. Da rannten z2wei Buben an den 
Korb, stiessen ihn um und liefen mit Lachen davon. 
Das sah ein anderer Knabe, der ward zornig und rannte 
mit geballten Pausten den beiden nach. Den Buben 
ward schon angst. Aber der Knabe blieb auf einmal 
stehen, als ob er sich besanne, kehrte dann um und 
lief nach Hause. 
Als die Bauerfrau noch uüber ibre zerbrochenen Lior 
weinte, langte auf einmal eine kleine Hand in ihren 
Schoss und schuttelto eine Sparbuchse in ihre Schurze 
aus; und die kleine offens Hand war dieselbe, die sich 
vorhin im Zorn geballt hatte. Aber der Knabe, dem 
dĩe Hand gehörte, und der eben seine letzten Groschen 
hergegeben hatte, war schon wieder fort, ehe die Bauer- 
frau sich bedanken konnte. 
Mollt ihr wissen, wie der Knabe hiess? — Er hiess 
Opberlin und wurde spater Prediger. Jetæt ist er schon 
tot; aber da, wo er gelobt hat, sprèchen die Leute noch 
gern von dem guten Oberlin. 
Nach R. Stöboer.
	        
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