56. Fritz und das Rotkehlchen.
1. Vater Friedberg mähte den Rasen im Garten, und
Fritz, sein Sohn, streute das Gras auseinander.
Da kam ein Rotkehlchen geflogen, setzte sich auf den
Rasen und suchte sich Käfer, Spinnen und andere kleine
Tiere. Fritz sah oft nach dem niedlichen Vöglein hin und
freute sich darüber. Da bemerkte er, daß unter dem dichten
Stachelbeergebüsch eine Katze saß, die gierig nach dem Vög—
lein blickte. Er wollte den Vogel aufscheuchen, aber es war
zu spät. Die Katze sprang zu, packte das Rotkehlchen mit
ihren Krallen und wollte damit fortlaufen.
In demselben Augenblick fuhr Fritz mit lautem Ge—
schrei auf den Räuber los und jagte ihn fort. Der er—
schrockene Vogel aber taumelte in einen Stachelbeerbusch.
Fritz fuhr mit der Hand in den Busch, ergriff das Rot—
kehlchen und zog es heraus. Das arme Tierchen zitterte
vor Angst und Schrecken und sah bittend den Knaben an.
Dieser suchte das Vöglein zu beruhigen und streichelte ihm
die Federn wieder glatt.
Als Fritz aufschrie, hatte der Vater mit dem Mähen
innegehalten und alles mit angesehen.
„Lebt es noch?“ fragte er.
„Ja,“ antwortete Fritz.
„Da kommt es uns gerade recht,“ meinte der Vater.
„Man kann's in der Stube kaum noch vor den Fliegen
aushalten. Bringe das Rotkehlchen hinein; das wird bald
aufräumen! — Zeig' mal her, ob's noch gesund ist!“
Der Vater besah das Tierchen und sagte: „Wahrhaftig,
es ist noch gesund! Die Katze hat es zum Glück nur
wenig verletzt.“
Fritz trug das Rotkehlchen in die Stube, steckte einen
Busch vom Eichbaum oben in eine Ecke und setzte das Vög—
lein hinein. Erst saß es ganz still. Als es sich aber von
seinem Schrecken erholt hatte, flog es mehrere Male gegen
das Fenster, prallte jedoch immer wieder zurück. Da merkte
38