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das Ringlein entgegen. Da sah er es an und erkannte, dab
es ein Ring von Vater und Muttter war, und sprach: „Gott
gebe, unser Schwesterlein wäre da, so wären wir erlöst.“
Als das Mãdehen, das hinter der Türe stand und lausehte,
den WVunsch hörte, so trat es hervor, und da bekamen alle
die Raben ihre menschliche Gestalt wieder. Und sie herzten
und küßten einander und zogen fröhlich heim.
Brũücder Grimm.
112. Museengel.
Dunbkel und still war's in der Wohnstube des Strohdach-
hauses am Ende des Dorfes. Ganz mausestilll Mause-
stillꝰ Wenn der, der dieses Wort zuerst ausgesprochen hat,
in das Mauseloch hineingelauscht hätte, das hinter dem Ofen
in der VWohnstube des Strohdachhauses war, dann hätte er
das Wort gern wieder zurückgenommen. In diesem Mause-
loche wohnte eine arme Mausemutter mit ihren sechs Mause-
kindern, lauter unbändigen Jungen! Die Mausemutter war
eine arme WVitwe, und es fiel ihr manechmal recht schwer,
die sechs hungrigen Mausemäuler zu stopfen. Was sie aueh
ans Haus schleppte an Korn, Brot, Speckschwarten und
anderen schönen Sachen, hungrig waren die Burschen immer.
„Kinners, Kinners!“ geufzte die Mausewitwe dann oft, „Ji
fratt mi noen de Ohren von'n Kopp! lek kann'r mit'n
besten Willen alleene nich mehr gegen!“ — „Mudder,“ hatte
der kleine Didi gefragt, der kleinste und auch der beschei-
denste von den sechs Mausebrüdern, „Mudder, wo is use
Vadder dennꝰ? ls de nich in'n Himmel, Mudderꝰ?“ — „Ja
mien Jung,“ hatte darauf die Mausemutter traurig geantwortet,
„de is in'n Himmel!“ — Sie wußte aber ganz gut, daß der
qicke schwarze Kater ihren Mausemann gefangen und zum
Frũhstũück verzehrt hatte. „Mudder, is dat in'n Himmel
fein ꝰ“ hatte Didi dann weiter gefragt. „Ja!? hatte die Mutter
geantwortet, ,in'n Himmel, dar is dat ganz, ganz leinl·—
„Mudder, kam ick ok in'n Himmel?ꝰ“ ging es dann weiter.
Erst reent!* gab die Mausemutter zurück. „Wenn du
uümmer fein artig bist un di nich so gierig anstellst, wenn
jek wat to eten ant Hus bring.“
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