Full text: [Abteilung 2, [Schülerband]] (Abteilung 2, [Schülerband])

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Laub wird fallen, wenn's gleich noch so hoch hätte gestanden. Die 
Bäume werden aussehen wie Besen und ausgestorbene Häuser. Die 
Erde wird forthin mit kleinen Leichlein bestreut werden, ich meine 
die Blätter auf den Bäumen. Du wirst sie mit Füßen treten. 
Aber denke, sie sagen zu deinem Herzen: „Wer weiß, wie lange, 
so wird man deine Stäublein auch mit Füßen treten auf dem 
Gottesacker.“ Die Bäume aber, die nicht umgehauen werden oder 
erfrieren, werden wieder so schön werden, als sie jemals vorhin 
sind gewesen, wenn es gegen den Mai wird kommen. — Man hat 
bisher die lieben Weizenkörnlein mit Lust eingesammelt. Nun 
aber geht's an ein Klappern, Dreschen und Worfeln. Der Säemann 
greift nun ins Säetuch und wirft eine Handvoll nach der andern 
in die Erde. Da wird es scheinen, als sollten die Körnlein ver— 
derben, aber wir werden Wunder sehen, wie das, was nicht von 
den Vögeln gefressen und was nicht zertreten wird, sondern auf 
gutem Boden wohl zugeegget ruht, wird auskeimen und viel schöner 
stehen, als es in der Scheune gewesen. 
Fürwahr, was jetzt in der Natur geschieht, das wird gewiß 
auch geschehen an unserm Leibe, es sei über kurz oder lang. Weil 
wir gesund sind, scheint uns die liebe Sonne, aber mit jeder Stunde 
kommt der Tod einen Schritt näher geschlichen. Das Licht unserer 
Augen wird auch einmal abnehmen und dunkel werden; nicht immer 
wird es Sommer bleiben. Wir werden alt, kalt und siech werden, 
bis wir gar erkalten und sterben. Aber am jüngsten Täge wird 
uns die Sonne wieder aufgehen, das Licht unserer Augen wird sich 
wieder klären. Da wird ein ewiger Frühling, eine ewige Maien— 
zeit angehen. — Wenn du ein noch so schöner Vogel wärest, wenn 
du dich noch so schön deuchtest in deinen prächtigen Federn und 
Kleidern, so hilft es dir doch nichts, du mußt der Welt den Rücken 
kehren. Aber wirst du im Namen Jesu Christi gerade auf das 
ewige Leben zielen und dich mit den Flügeln wahren Glaubens und 
andächtigen Gebetes über alle Anfechtungsberge und Ärgernistürme 
schwingen und dich nicht lassen die roten Geizbeeren der weltlichen 
Güter und die schwarzen Schandbeeren der Sünde betrügen und 
dich nicht in den Dohnen der Verzweiflung lassen fangen, so wirst 
du am Frühling des jüngsten Tages mit Freuden wiederkommen. 
— Und wenn du auf Gottes Grund und Boden ein noch so schöner 
Baum, wärest gewesen und hättest gegrünet wie ein Lorbeerbaum, 
so wirst du dennoch blaß und gelb werden, der Tod wird mit 
Knütteln in die Äste deiner Gesundheit werfen, die Schmerzen 
werden dich durch alle Glieder schütteln, deine schönen Blätter 
müssen alle fallen. Ach, laß die Blätter deines Lebens fallen im 
Namen Jesu Christi! Laß dich den Teufel nicht mit der Art der 
Verzweiflung umhauen, erfriere nicht, verzage nicht in deinem letzten 
Stündlein! So wird wieder Saft und Kraft in deine Totenbeine 
treten wie in Ezechiels Totenknochen. Du wirst in den Vorhöfen 
Gottes in Ewigkeit grünen und blühen. — Du bist auch Gottes 
Samenkörnlein. Und wenn du in einem noch so schönen Halm 
m—
	        
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