Object: Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland (Theil 1)

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rings um die Stadt aufgerichtet, dazwischen Erde hoch aufgeschüttet, so 
daß man darauf gehen und fahren kann, das ist der Walt. In den 
Mauern sind Oeffnungen für die Kanonen, Schießscharten, angebracht, 
Thürme (Bastionen) darauf gesetzt und unten sind tiefe, sehr stark ver¬ 
mauerte Räume eingebaut für Soldaten, Kanonen und allen Kriegsbedarf, 
das sind die Kasematten. Bor diesem Wall zieht sich um die ganze 
Stadt ein tiefer Graben, der Wallgraben, in den nach Umständen 
Wasser geleitet werden kann. Vor dem Graben erhebt sich senkrecht eine 
zweite Erdaufschüttung, die sich nach der Außenseite schräg absenkt, das 
ist das Glacis. Es ist mit Bäumen und Gebüschen bepflanzt, die aber 
zur Zeit einer Belagerung sofort weggeschafft werden. Das Glacis wird 
errichtet, um die Jnnenwerke vor den Augen und Geschossen des Feindes 
zu verdecken. Davor liegen nun hier und da in der Ebene verstreut meist 
noch andre, wie kleinere Festungen (Forts, Vorwerke), mit ähnlicher Ein¬ 
richtung, wie die Hauptfestung, die sie zu schützen bestimmt sind. Alles, 
was vor dem Hauptwall liegt, nennt man die Außenwerke. Viele 
Festungen haben auch noch eine Citadelle, die, meist aus einer Anhöhe 
gelegen und in gleicher Weise mit Mauern und Wall und Kanonen be¬ 
festigt, dazu dient, wenn Stadt und Festung etwa vom Feinde genommen 
ist, der sich zurückziehenden Besatzung Schutz und Zuflucht und einen An¬ 
halt zu neuem Angriff zu gewähren. — Solch' eine Festung, und eine 
der größten in ganz Preußen, ist nun Magdeburg. Die Gebäude der 
Eisenbahn, wo die Billete ausgegeben, die Waaren verpackt werden, die 
Beamten sich aufhalten, die Reisenden verweilen und sich mit Speise und 
Trank erquicken, sind mitten.in den Fürstenwall hineingebaut. Von 
diesem hat man eine freie, schöne Aussicht auf die Stadt und auf die 
Elbe mit ihren vielen Schiffen und Flößen und Kähnen. Die Elbe geht 
durch die Stadt und an ihr vorbei in drei Armen, der alten, der 
neuen und der Zollelbe, und führen drei Brücken über sie. Die Stadt 
bietet aus der Ferne gesehen — und man sieht ihre hohen Thürme viele 
Meilen weit — einen großartigen Anblick, aber inwendig hat sie meistens 
enge, winklige, krumme, sich vielfach durchkreuzende Straßen und Gaffen. 
Die schönste und breiteste Straße ist der breite Weg; der ist zu beiden 
Seiten von großen, prächtigen Häusern begrenzt, hauptsächlich von Kauf¬ 
läden, denn Magdeburg ist eine sehr wichtige und reiche Handelsstadt. 
An einem der Häuser sind die Worte zu lesen: Gedenke des 10. Mai 1631. 
Das war nämlich für die Stadt ein Tag des Schreckens, ja des Unter¬ 
gangs; sie wurde von dem kaiserlichen General Tillh erstürmt, furchtbar 
geplündert, viele tausend Menschen kamen jämmerlich ums Leben und der größte 
Theil der Stadt brannte nieder. Von freien Plätzen sind die schönsten der 
Domplatz oder neue Markt und der alte Markt. Der Domplatz ist mit 
schönen Linden bepflanzt und hat an der östlichen Seite die Regierungs¬ 
gebäude, an der südlichen den herrlichen Dom. An diesem ist über 15Ñ 
Jahre gebaut worden und vollendet ist er vor 500 Jahren (1363). In 
der langen Zeit so vieler hundert Jahre vielfach beschädigt, ist er durch 
und unter König Friedrich Wilhelm III. in alter Pracht und Herrlich¬ 
keit wieder hergestellt und mit köstlichen Glasmalereien beschenkt worden,
	        
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