B. Die Nibelungen.
A. Von Siegfrieds Heldenthaten und Tod.
J. Vom jungen Biegfried.
1. Siegfried tötet den Lindwurm.
Am Niederrhein, in der weithin bekannten Burg Santen, herrschten
der König Siegmund und die Königin Siegelind. Sie hatten einen
Sohn, Siegfried. Derselbe war von sehr schöner Gestalt und so kühn
und stark, daß seinesgleichen nicht wieder zu finden war.
Schon bevor der kühne Held zum Mann erwuchs, hatte er Wunder
der Tapferkeit mit seinem starken Arm verrichtet. Er konnte die Zeit
gar nicht erwarten, bis ihm sein Vater ein Schwert gab. Damit wollte
er hinaus in die Fremde ziehen und große Thaten verrichten. Seine
Eltern sahen das nicht gern; doch weil er durchaus nicht daheim
bleiben wollte, ließen sie ihn endlich fort. Ein Schwert bekam er
aber nicht.
Siegfried machte sich schnell auf und kam in ein Dorf, das vor
einem Walde lag. Dort traf er einen Schmied. Von diesem begehrte
er zu lernen, wie man ein gutes Schwert schmiede. Der Schmied
erklärte sich bereit, wenn Siegfried ihm eine Zeit lang wie ein anderer
Schmiedeknecht diene.
Siegfried war das zufrieden, richtete aber mit seiner großen Kraft
viel Unheil an. Bald zerschlug er den Hammer, womit er schmieden
sollte, bald schlug er so gewaltig auf das Eisen, daß es in Stücke
sprang und der Ambos in die Erde sank. Wenn ihn der Meister oder
die Gesellen darum schalten, so schlug er auf dieselben ein, daß sie
schnell davon laufen mußten.