136 V. IM WALDE.
sammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten
sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmer-
lichen Todes. Nach langen, langen Jahren kam wieder
einmal ein Königssohn in das Land und hörte, wie
5 ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte
ein Schlob dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne
Kõönigstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert
Jahren sehbliefe, und mit ihr sehbliefe der König und
die Königin und der ganze Hofstaat. Er wubte auch
10 von seinem Grobvater, dab schon viele Königssöhne ge-
kommen wären und versucht hätten, durch die Dornen-
hecke zu dringen, aber sie würen darin hängen geblieben
und eines traurigen Todes gestorben. Da sprach der
Jüngling: „Ieh fürchte mieh nicht, ich will hinaus und
is das schöne Dornröschen sehen.“ Der gute Alte mochte
ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine
Worte.
Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen,
und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder er—
20 wachen sollte. Als der Königssohn sieh der Dornenhecke
näherte, waren es lauter schöne grobe Blumen, die taten
sich von selbst auseinander und lieben ihn unbeschädigt
hindurch; und hinter ihm taten sie sieh wieder als eine
Hecke zusammen. Im Schlobhof sah er die Pferde und
scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen; auf dem
Dache saben die Tauben und hatten das Köpfehen unter
den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, sehliefen
die FPliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt
noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und
z0 die Magd sab vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft