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Dritter Zeitraum.
ihnen die Räumung ihrer Hauptstadt Carthago verlangte, welche
zerstört werden solle, kämpften sie den Kampf der Verzweiflung,
der sich dennoch mit dem gänzlichen Untergange des so alten und
berühmten Carthago unter dem Oberbefehle des Publ. Cornel.
S c i p i o Africanus oes jüngeren, einem Sohne von Paulus Aemilius,
146 welchen Scipio der ältere adoptirre, endigte. Auch Co rinth war
r. sh. in demselben Jahre zerstört worden und Rom hatte nun keinen
Nebenbuhler weiter, der seine Thatkraft zu spannen und zu üben
vermögend gewesen wäre. Denn die Aufstande in Spanien, durch
den Druck der römischen Statthalter veranlaßt, wo der tapfere
i4o Viriathus 6 Jahre lang, bis er durch Meuchelmord fiel, rö¬
mische Heere wiederholt besiegte; der 14jährige Kampf der Stadt
133 Numantia; so wie der Sklavenkrieg in Sicilien, waren
sammtlich nicht geeignet die Macht des kolossalen Römecreichs zu
erschüttern. Dagegen erzeugten die überschwenglichen Reichthümer
wiederum eine überm üthige Aristokratie, einen Stand der
Vornehmen (Optimates), welche auf die Niedern (homines uo-
vi) verächtlich herab sahen. Die Einrichtung, bei den Versamm¬
lungen die Stimmen schriftlich zu geben, (lex tabellaría Gabi-
nia) erleichterte Bestechung und Unterschleif und vermehrte die
Gewalt der Aristokraten. Hieraus entsprangen die ersten Anfänge
der bürgerlichen Unruhen, wozu ein muthiges Brüderpaar,
Tib.erius und Cajus Sempronius Gracchus, daher die grac-
ch j sch e n Unruhe n, Veranlassung gab.
Tiberius Gracchus, im Mitgefühl der hilflosen Dürftigkeit
des gemeinen Volks, brachte das lange vergessene Ackergesetz des
Licinius in Vorschlag, daß nämlich kein römischer Bürger mehr
i33 als 500 Aecker Staatsländereien besitzen, das übrige aber unter die
Armen ausgetheilt werden solle. Die reichen Patricier knirschten
vor Unwillen. Als aber Tiberius auch noch die öffentliche Verthei-
lung der vom König Attalus tesiamentlich ererbten Schätze ver¬
langte, brachen sie gewaltsam gegen ihn los, und der edle Tribun
ward, nebst 300 seiner Anhänger, in einer Volksversammlung er¬
schlagen; ihre Leichname warf man in die Tiber. Die Bahn zur
rohen Gewalt war hiermit gebrochen. Ungeschreckt folgte der jün¬
gere Bruder, Cajus Sempronius Gracchus, dem Beispiele des
altern, und mit mehr Heftigkeit noch und raschem Ungestüm.
i-6 Zwar schickte ihn der Senat als Quästor nach Sardinien zur
Dämpfung der dortigen Unruhen, doch er kehrte nach Rom zu¬
rück ohne des Senats Erlaubnis. Zuin Tribun gewählt, brachte
er eine Menge Gesetze in Vorschlag, welche alle die reichen Pa¬
tricier in ihren behaglichen Vorrechten auf das Empfindlichste beein¬
trächtigten. Der aristokratisch stolze Cónsul Opimius bewaffnete
Ritter und Senatoren, und Gracchus wurde mit 3000 andern ein
Opfer der Pactheienwuth. Ein neues Gesetz (lex Tlioria, von
dem Tribun Spur. Thorius) hob das Aüergefetz auf.