52 D— ——————d, Unsere Schulbücher —————
bloß dazu da, zu konstatieren, daß jeder Hund vier Beine hat, und
zwei Ohren und nur einen Schwanz, und daß der Hund eine spitzige
Schnauze habe. (Wohl besonders Dogge und Mops.) Alle Er—
innerungen der ersten Besprechung an Hand des Schulbuches werden
heraufbeschworen und so ein Universalhund geschaffen, ein Bastard aller
erdenklichen Rassen, dem keine aller hündischen Eigenschaften vom
Zwergpinscher, Mops, Pudel, Hühnerhund, Dogge, Dachshund, Spitz
und Wolfshunde fehlt.
Da platzt endlich doch noch ein Kleiner, dem der Faden der Lektion
gewiß schon längst entglitten war, heraus. ‚„Ja, üsere Barri het au
emal.“ „Was träumt jetzt der wieder von seinem Barri,“ winkt der
Lehrer mit seiner schneidenden Griffelstimme ab, und der Junge schweigt
verdutzt. Auch seine anwesende Mutter errötet und schämt sich ihres
vorlauten und unaufmerksamen Sprößlings.
Ich habe ihn dann nach der Stunde gefragt: „Du Hansli, was
hat euer Barri gemacht?“ und erfuhr, daß er auch einmal ein großes
Stück Fleisch gestohlen habe, und dann habe er mit der Katze, — sie
fressen halt immer aus derselben Schüssel, — Streit bekommen, weil
sie auch davon nehmen wollte.
Diese Lektion ist für unsere Schulmethode so typisch und so inter—
essant“, daß ich sie wert halte, hier festgehalten zu werden. Ich will
es dem Leser überlassen, sie psychologisch zu ergründen und daraus auch
die Schulmoralität zu beurteilen, die den neidischen Verräter, den es
nur ärgert, daß er die Wurst nicht stehlen konnte, so reichlich belohnt.