»9^ Der Christ im Tode.
Dieser, aus Furcht ihn zu beunruhigen, wollte der Ant¬
wort ausweichen. Aber er drang in ihn mit dem Zusatze:
er müsse noch vor seinem Tode über sein Vermögen ver¬
fügen. — „Ihr Leben ist nicht ausser Gefahr" — sagte jetzt
der Arzt, — Und Ofthekm verstand diese Antwort ganz,
sah ihn lächelnd an, und sprach: „Tausend Dank, daß
Sie es mir sagten!" Jetzt war sein erster Gedanke, Al¬
les so in Ordnung zu bringen - daß in seiner Familie
durch seinen Tod keine Verwirrung entstände. — Noch
an demselben Abend machte er s.ln Testament, mit einer,
nach dem einstimmigen Zeugnisse Aller, die dabey gegen¬
wärtig waren -f ganz ausse.ordentlichen Sammlung der
Gedanken, Ruhe, Heiterst und Fassung der Seele. Er
hatte den würdigen Professor Koppe rufen lassen. Als
dieser vor sein Bett betrat, lag er eben unter dem Ge¬
fühle heftiger Schm^Zen. Aber mit seinem gewöhnlichen
heitern, freundliche Blicke sah er ihn an, faßte ihn bey
der Hand, und ^gte: „Sie glauben es mir wohl nicht,
daß ich dem rode so nahe bin? Meine Aerzte sagen
mir es auch nur halb, aber ich fühle, daß ich's bin.
Ich habe drher so eben noch Verfügungen gemacht, die ich
meinen Urverwandten und einigen meiner NebenmeNschen
schuldig war. Nun erwarte ich, was Gott über mich
beschlossen hat." — Bald darauf, als dieser rechtschaffene
Leber ihn im Fortgänge der Unterredung an die frohen
9/ussichrcn ■, die uns auch durch Jesum im Tode geöffnet
sind, erinnert hatte, setzte er hinzu: „Ich bin mir
wohl bewußt ^ in meinen Jußend.Jahren nicht ganz als
Weiser und Christ gelebt zu haben; aber das bezeuge ich
Ihnen vor Gotr, zu dem ich jetzt bald komme 1 Ehrfurcht
vor Christus» Religion > und den Wunsch und Vorsatz,
einmal ein rechtschaffener und meinen Nebenmenschen
nützlicher Mann zu werden, hatte ich immer. Darum
hoffe ich zu Gort > Er wird mir meine Fehler vergeben/
und nach meinem Leben meine Seele veredeln." — Ec
bat den Herrn Professor Koppe bey seinem Abschiede um
ein Buch > von dem er glaubte, daß es seinem Zustande .
