Full text: Deutscher Dichterhain

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9. Der Zimmermann — die Hirten 10. Des Sternes wunderlich Ge— 
gleich leucht 
Mit ihrem frommen Liede, — Aus zarten Wolkenfloren — — 
Die Jungfrau mit dem Lilienzweig, — Ist etwa hier im Stall vielleicht 
Und rings der Gottesfriede, — Christkindlein heut geboren? 
Der Knabe im Moor. 
1. O, schaurig ist's, übers Moorzu gehn, 4. Voran, voran! nur immer im Lauf, 
Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Voran, als woll' es ihn holen; 
Sich wie Phantome die Dünste drehn Vor seinem Fuße brodelt es auf, 
Und die Ranke häkelt am Strauche, Es pfeift ihm unter den Sohlen 
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wie eine gespenstige Melodei; 
Wenn aus der Spalte es zischtund singt - Das ist der Geigenmann ungetreu, 
O, schaurig ist's, übers Moor zu gehn, Das ist der diebische Fiedler Knauf, 
Wenn das Röhricht knistert im Hauche! Der den Hochzeitheller gestohlen! 
2. Fest hält die Fibel das zitternde Kind 5. Da birst das Moor, ein Seufzer geht 
Und rennt, als ob man es jage; Hervor aus der klaffenden Höhle; 
Hohl über die Fläche sauset der Wind — Weh, weh, daruft die verdammte Margret: 
Was raschelt drüben am Hage? „Ho, ho, meine arme Seele!“ 
Das ist der gespenstige Gräberknecht, Der Knabe springt wie ein wundes Reh, 
Der dem Meister die besten Torfe verzecht; Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh', 
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Seine bleichenden Knöchelchen fände spät 
Hinducket das Knäblein zage. Ein Gräber im Moorgeschwele. 
3. Vom Ufer starret Gestumpf hervor, 6. Da mählich gründet der Boden sich, 
Unheimlich nicket die Föhre, Und drüben, neben der Weide, 
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Die Lampe flimmert so heimatlich, 
Durch Riesenhalme wie Speere; Der Knabe steht an der Scheide. 
Und wie es rieselt und knittert darin! Tief atmet er auf, zum Moor zurück 
Das ist die unselige Spinnerin, Noch immer wirft er den scheuen Blick: 
Das ist die gebannte Spinnlenor', Ja, im Geröhre war's fürchterlich, 
Die den Haspel dreht im Geröhre! O, schaurig war's in der Heide! 
Im Moose. 
1. As jüngst die Nacht dem sonnen- Gleich einem mücht'gen Glühwurm schien 
müden Land zu tragen. 
Der Dämmrung leise Boten hat gesandt, Essah so dämmernd wie ein Traumgesicht, 
Da lag ich einsam noch in Waldes Moose. Doch wußte ich, es war der Heimat Licht, 
Die dunklen Zweige nickten so vertraut, In meiner eignen Kammer angeschlagen. 
An meiner Wange flüsterte das Kraut, 
Unsichtbar dne dn 3. Ringsum so n vernahm 
2. Und flimmern sah ich durch der Der Raupe Nagen, und wie grüner Staub 
Linde Raum Mich leise wirbelnd Blätterflöckchen 
Ein mattes Licht, das im Gezweig der trafen. 
Baum Ich lag und dachte, ach! so manchem nach, 
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