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21. Bauernkrieg.
Acht und Bann
Über den Bauersmann,
Sprechen die Herrn im Land her¬
um,
Schickten zu allen Burgen und
Höfen,
Allen Fürsten und Bischöfen. —
Hilf uns, Evangelium!
Krieg denn, Krieg!
Roter Hahn, flieg!
Flieg über die Schlösser all'!
Schwing die Flügel und krähe!
Niemand ackre, niemand säe,
Od' sei Scheuer, Hof und Stall.
Sengt und brennt,
Was ihr könnt!
Kehrt den Pflug dem Himmel zu:
Mähet, Mähder; sichelt, Schnitter,
Mähet Pfaffen, sichelt Ritter!
Unser Banner ist ein Schuh!
Werft den Schuh
Dem Himmel zu!
Haben die Väter den Leib verkauft.
Wurden wir drum leibeigne
Knechte?
Andre Zeiten, andre Rechte —
Mit Blut sei's umgetauft.
Der euch sät,
Den Hab ich verschmäht,
Ihr Herrn und Fürsten überreich.
Aufruhr trägt darum die Erde,
Auf daß alles wieder werde,
Ihr, der armen Erde gleich! Hermann Lingg.
22. Wallenstein vor Stralsund.
Im Schatten einer Eiche
Ist Friedlands Zelt erbaut;
Es schüttelt ihre Zweige
Die alte Riesin laut.
Umhüllt vom Purpurkleide
Im Zelt der Herzog sitzt;
Viel goldenes Geschmeide
An Hals und Brust ihm blitzt.
Doch finster hat zur Erde
Sein Auge sich gewandt!
Die Rechte mit dem Schwerte
Durchgräbt des Bodens Sand.
Es sitzet ihm zur Seite
Arnim, der Feldmarschall:
Des Blick schweift in die Weite
Hin nach der Festung Wall.
Er spricht: „Nun selbst erfahre«
Habt Ihr der Bürger Mut;
Geschützt sind vor Gefahren
Sie durch der Ostsee Flut.
Könnt Ihr der Feinde Flotte
Nicht bohren in den Grund,
So steht zu ihrem Spotte
Noch lang Ihr vor Stralsund!"
Da hebt von seinem Sitze
Sich Friedland stolz empor;
Ihm sprühn des Zornes Blitze
Aus dunklem Auge vor:
„Es schleudert in die Fluten
Den Dänen diese Hand!
Den Schweden jagt mit Ruten
Sie aus dem deutschen Land.