Ludwig Heinrich Christof Hölty, 
geb. 21. Dezember 1748 zu Mariensee bei Hannover, gest. 1. September 1776 in Hannover. 
16. Mailied. 
Tanzt dem schönen Mai entgegen, Flieht der Stadt umwölkte Zinnen! 
der, in seiner Herrlichkeit Hier, wo Mai und Lieb euch ruft, 
wiederlehrend, Reiz und Segen athmet, schöne Städterinnen, 
über Thal und Hügel streut! athmet frische Maienluft! 
Seine Macht verjüngt und gattet Irrt mit eurem Sonnenhütchen, 
alles, was der grüne Wald, auf die Frühlingsflur hinaus, 
was der zarte Halm beschattet, singt ein fröhlich Maienliedchen, 
und die lange Wog umwallt. pflücket einen Busenstrauß! 
Tanz o Jüngling, tanz o Schöne, Schmückt mit Kirschenblütenzweigen 
die des Maies Hauch verschönt! euch den grünen Sonnenhut, 
Menget Lieder ins Getdne, schürzt das Röckchen, tanzet Reigen, 
das die Morgenglocke tönt! wie die Schäferjugend thut! 
Singt ins Saͤuseln junger Blätter, Bienen sumsen um die Blüte, 
und der holden Nachtigal und der Westwind schwärmt sich matt, 
liebejauchzendes Geschmetter; schwärmt, und haucht auf eure Hüte 
und erweckt den Widerhall. manches weiße Blütenblatt. 
17. Elegie bei dem Grabe meines Vaters. 
Selig alle, die im Herrn entschliefen! Schwebe, wenn der Tropfen Zeit 
selig, Vater, selig bist auch du! verrinnet, 
Engel brachten dir den Kranz und den mir Gott aus seiner Urne gab, 
riefen; schwebe, wenn mein Todeskampf be⸗ 
und du giengst in Gottes Ruh; ginnet, 
Wandelst über Millionen Sternen, aut Sierbeheit herub. 
siehst die Hand voll Staub, die Erde. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, 
nicht, Kühlung, wie vou Lebensbãumen trãuft; 
schwebst im Wink durch tausend Son- daß ich sonder Graun die Thäler sehe, 
nenfernen, wo die Auferstehung reift; 
schauest Gottes Angesicht; Daß mit dir ich durch die Himmel 
Si Well⸗ schwebe, 
Siehst dos Buh d n e wonnestralend und beglückt wie du; 
trinkest durstig aus dem Mbensquell! und mit dir uu g lebe 
Nãchte, voll don Labyninthen, tagen, und in Gottes Schoße ruh. 
und dein Blick wird sonnenhell. Grün indessen, Strauch der Rosen— 
Doch in deiner Ueberwinderkrone blume, 
senkst du noch den Vaterblick auf mich; deinen Purpur auf sein Grab zu streun. 
betest für mich an Jehovas Throne, Schlummre wie im stillen Heiligthume, 
und Jehova höret dich. hingesäetes Gebein. 
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