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Doch er spornts, daß die Fersen bluten 
und es setzt hinab in die Fluten. 
Und der klühne, gräßliche Sprung gelingt, 
ihn beschützen höhre Gewalten, 
wenn auch das Roß zerschmettert versinkt, 
der Ritter ist wol erhalten, 
und er theilt die Wogen mit krüftiger Hand, 
und die Seinen stehn an des Ufers Rand 
und begrüßen freudig den Schwimmer. 
Gott verläßt den Muthigen nimmer. 
Ernst Konrad Friedrich Schulze, 
geb. 22. Mürz 1789 zu Celle, gest. das. 26. Juni 1817. 
52. Lied der Vögelein. 
Von Zweig zu Zweig zu hüpfen, Im grünen Dämmerscheine, 
durch Wies und Busch zu schlüpfen, im Labyrinth der Haine 
zu ruhn in weichen Grases Schoß, erbaun wir uns ein blühend Dach; 
das ist das Los der klare Bach, 
der kleinen bunten Sünger; uns zuzuhorchen, zaudert 
je länger, und plaudert 
je lieber süßes Los! dann unsre Lieder nach. 
Schwebt nieder, laue Lüfte, Und wenn der Tag geschieden, 
o lommt, ihr Wiesendüfte, dann eilen wir zufrieden 
ihr Schmetterlinge, tummelt euch, zurück zu unsrer Mutter Schoß. 
von Zweig zu Zweig Das ist das Los 
mit unsrer Schar zu spielen der kleinen bunten Sänger; 
im kühlen, je länger, 
im säuselnden Gesträuch! je lieber süßes Los! 
Adelbert von Chamisso, 
eigentlich Louis Charles Adelaide de Chamisso, geb. 2. Jan. 1781 auf dem Schlosse Boncourt 
in der Champagne, gest. 21. Au. 1838 als Custos des botan. Gartens in Berlin. 
53. Die Kreuzschau. 
Der Pilger, der die Höhen überstiegen, 
sah jenseits schon das ausgespannte Thal 
in Abendglut vor seinen Füßen liegen. 
Auf duftges Gras, im milden Sonnenstral 
streckt er ermattet sich zur Ruhe nieder, 
indem er seinem Schöpfer sich befahl. 
Ihm fielen zu die matten Augenlider, 
doch seinen wachen Geist enthob ein Traum 
der irdschen Hülle seiner trͤgen Glieder.
	        
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