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„Nu versprich ez niht ze sore,“ sprach aber ir muoter dö. 
soltu immer herzenliche zer werlde werden vrö, 
daz geskiht von mannes minne. du wirst ein slone wͤp, 
ob dir noch got gefüeget eins rehte guoten ritters lp.“ 
„Die rede lat beliben,“ sprach si, „frouwe mĩn. 
ez ist an manegen wiben vil dicke worden skin 
wi liebe mit leide ze jungest lönen kan. 
ich sol si mden beide: son' kan mir nimmer missegän.“ 
Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac. 
sit lebete diu vil guote vil manegen lieben tac, 
daz sine wesse niemen den minnen wolde ir lip, 
sit wart si mit éren eins viel küenen recken wͤp. 
Der was der selbe valke, den si in ir troume sach, 
den ir beskiet ir muoter. wie söre si daz rach 
an ir næehsten mägen, die in sluogen sint! 
durch sin eines sterben starp vil maneger muoter kint. 
Neuhochdeutsch von Karl Simrock. 
In ihren hohen Ehren da träumte Kriemhild 
wie sie einen Falken zöge, stark, schön und wild. 
Den griffen ihr zwei Aare, daß sie es mochte sehn: 
ihr lonnt auf dieser Erde größer Leid nicht geschehn. 
Den Traum hat sie der Mutter gesagt, Frau Uten; 
die wußt ihn nicht zu deuten als so der guten: 
„Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann 
ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn gethan.“ 
„Was sagt ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein? 
Ohne Reckenminne will ich immer sein; 
so schön will ich verbleiben bis an meinen Tod, 
daß ich von keinem Mamne je gewinnen möge Noth.“ 
„Verred es nicht so völlig,“ die Mutter sprach da so, 
willst du je von Herzen auf Erden werden froh, 
das kommt von Maunesminne: du wirst ein schönes Weib, 
so Gott dir noch vergönnet eines guten Ritters Leib.“ 
„Die Rede lasset bleiben, vielliebe Fraue mein. 
Es mag an allen Weiben genug erwiesen sein, 
wie Liebe mit Leide am Ende lohnen kann. 
Ich will sie meiden beide, nie übel geht es mir dann.“ 
Kriemhild in ihrem Muthe hieng nie der Minne nach. 
So lebte die gute noch manchen lieben Tag, 
und hatte nicht gefunden, den minnen mocht ihr Leibz 
dann ward sie doch mit Ehren eines guten Ritters Weib.
	        
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