Max Hoffmann.
Marx Hoffmann wurde am A. November 1858 zu Berlin
als Sohn des Eisenbahnsekretärs Aug. Hoffmann geboren. Seine
Mutter, eine poetisch gestimmte Natur, besitzt die merkwürdige
Fähigkeit, Gedichte nach ein- oder zweimaligem Hören oder Lesen
Jahre lang im Gedächtnis bewahren zu können; ihre poetische
Begabung ist auf den Sohn übergegangen. Obwohl in Berlin
geboren, wuchs dieser doch so gut wie auf dem Lande auf, weil
seine Eltern von seinem A— 13. Lebensjahre vor dem Frankfurter
Thore wohnten, wo sich damals nur Felder und Gärten aus—
breiteten, die ihm zu täglichem Umherstreifen reichlich Gelegenheit
boten. Hoffmann besuchte das Gymnasium zum grauen Uloster,
und später das Seminar zu Berlin, auch hörte er Vorlesungen an
der dortigen Universität. Seit 1879 ist er als Lehrer in der
Reichshauptstadt angestellt. Mehr als alle seine Lehrer befruchteten
seinen Geist die Reisen, die er regelmäßig unternimmt. Ein gut
Stück des lieben Vaterlandes und vieler europäischer Länder hat
er zu Fuß durchwandert.
Eine Sammlung von Dichtungen gab Hoffmann als „Irdische
Lieder“ heraus (Großenhain 1891); sie ist Detlev v. Liliencron,
„dem wahrhaft modernen Dichter und Vorkämpfer des deutschen
Realismus“ zugeeignet. Dieser Tendenz entsprechend, entnimmt
auch Hoffmann seine Stoffe dem modernen Leben, in der Abteilung
„Welt und Zeit“ zumeist den VNachtseiten des Menschenlebens.
Wenn nun auch aus allen ein tiefer, sittlicher Ernst spricht, so
überschreiten doch einige (Im Venusberge, Die Kneipe, Dunkle
Materie) entschieden die ästhetische Grenze; der Dichter verwechselt
hier Wahrheit und Wirklichkeit. Wir dürfen wohl hoffen, daß
Hoffmann die Neigung für das unecht Moderne unterdrückt und
mehr das eigentliche Lied pflegen wird, auf das ihn seine
Begabung in erster Linie hinweist. Die WCiebeslieder der
Sammlung enthalten manche Perle und berechtigen uns, noch
Großes von Hoffmann zu erwarten.
94