Full text: Edelsteine deutscher Dichtung

Fünftes Schuljahr. 0n 
Da weinten zusammen die Grenadier' 
Wohl ob der kläglichen Kunde; 
Der eine sprach: „Wie weh wird mir, 
Wie brennt meine alte Wunde!“ 
Der andre sprach: „Das Lied ist aus, 
Auch ich möcht' mit dir sterben; 
Doch hab' ich Weib und Kind zu Haus 
Die ohne mich verderben.“ — 
„Was schert mich Weib, was schert mich Kind? 
Ich trage weit bess'res Verlangen! 
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind, — 
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen! 
3. Gewähr' mir, Bruder, eine Bitt': 
Wenn ich jetzt sterben werde, 
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit, 
Begrab' mich in Frankreichs Erde. 
Das Ehrenkreuz am roten Band 
Sollst du aufs Herz mir legen; 
Die Flinte gieb mir in die Hand 
Und gürt' mir um den Degen. 
.So will ich liegen und horchen still, 
Wie eine Schildwach' im Grabe, 
Bis einst ich höre Kanonengebrüll 
Und wiehernder Rosse Getrabe. 
9. Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab, 
Viel Schwerter klirren und blitzen; 
Dann steig' ich gewaffnet hervor aus dem Grab, 
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.“ 
1) eigentlich ein fünfstrahliger Stern; die Ehrenlegion (légion 
dhonneur) wurde 1802 von Napoleon gegründet.
	        
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