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Octavianus mit Antonius und Lepidus in einer geheimen Zu¬
sammenkunft auf einer Insel bei Bonönla (Bologna) eine Ver¬
bindung, deren Zweck die Ausrottung der republikanischen Par-
tei war. So entstand im Jahre 43 ein zweites Triumvirat,
ganz ähnlich demjenigen, welches vor siebenzehn Jahren Cäsar,
Pompejus und Crassus unter sich geschlossen hatten. Sie ver-
theilten die Oberherrschast des Staates wie eine gemachte
Beute unter sich.
Um sich im ruhigen Besitze der Oberherrschaft zu erhalten,
beschlossen sie alle ihre Gegner, alle Anhänger der alten Frei-
he^t aus dem Wege zu räumen. Den Anfang machten sie mit
furchtbaren Hinrichtungen. Die Schreckenstage des Marius
und Sulla kehrten zurück. Die edelsten und reichsten Männer
wurden ermordet, auf die Köpfe der Geflohenen ein hoher
Preis gesetzt, die Soldaten, die Vollstrecker der Mordbefehle,
reichlich belohnt. Sie steckten die blutigen Köpfe der Getödtetett
auf Stangen und trugen sie im Triumphe durch die Straßen.
Nicht in der unglücklichen Hauptstadt allein, im ganzen Lande
floß das Blut der Erschlagenen. Unter den zahllosen Unglück-
lichen, die der Herrschaft dieser drei Wütheriche hingeopfert
wurden, erregt der um sein Vaterland so hochverdiente Cicero
besondere Teilnahme. Wir wollen deshalb das Merkwürdigste
aus seinem früheren Leben hier nachtragen.
114. Cicero.
Cicero wurde im Jahre 106 vor Chr. in Arpinum,
der Vaterstadt des Marius, geboren. Er stammte aus einer
zum Ritterstande gehörigen, sonst aber wenig bekannten Familie-
Auf einem freundlichen Landgute genoß er bis etwa in sein
zwölftes Jahr einer sehr sorgfältigen Erziehung unter den
Augen seiner Eltern. Dann brachte ihn sein Vater nach Rom,
wo griechische Lehrer die Bildung des lernbegierigen Knaben
besorgten. Nasch entwickelten sich alle Keime zu herrlichen
Knospen und Blüthen. Nie war er müßig; täglich las, schrieb