Theodor Körner. *
Das Leben gilt nichts, wo die Freiheit fällt,
Was gibt uns die weite, unendliche Welt
Für des Vaterlands heiligen Boden? —
Frei woll'n wir das Vaterland wiedersehn
Oder frei zu den glücklichen Vätern gehn!
Ja! glücklich und frei sind die Toten.
5. Drum heule, du Sturm, drum brause, du Meer,
Drum zittre, du Erdreich, um uns her;
Ihr sollt uns die Seele nicht zügeln!
Die Erde kann neben uns untergehn;
Wir woll'n als freie Männer bestehn
Und den Bund mit dem Blute besiegeln.
10. Bundeslied vor der Schlacht.
Am Morgen des Gefechts bei Dannenberg.
1. Ahnungsgrauend, todesmutig
Bricht der große Morgen an;
Und die Sonne kalt und blutig
Leuchtet unsrer blut'gen Bahn.
In der nächsten Stunden Schoße
Liegt das Schicksal einer Welt,
Und es zittern schon die Lose,
Und der eh'rne Würfel fällt.
Brüder! euch mahne die dämmernde Stunde,
Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde:
Treu so zum Tod als zum Leben gesellt!
2. Hinter uns, im Graun der Nächte,
Liegt die Schande, liegt die Schmach,
Liegt der Frevel fremder Knechte,
Dver die deutsche Eiche brach.
Unsre Sprache ward geschändet,
Unsre Tempel stürzten ein;
Unsre Ehre ist verpfändet:
Deutsche Brüder, löst sie ein!
Brüder, die Rache flammt! Reicht euch die Hände,
Daß sich der Fluch der Himmlischen wende!
Löst das verlorne Palladium ein!
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