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rittenen Vediensteten, stattlich-starke Feldgendarmen treten auf. Im Post— 
gebäude herrscht rege Tätigkeit. Fernsprechverbindungen werden gelegt zu 
Brigade- und Divisionsstab, damĩt das Korpskommando Befehle übermitteln 
kann. In diesen Zentralen warten dann oft Adjutanten und Ordonnanzen 
bis in die späte Nacht auf die Parole. 
Der Ort selbst ist mit Einquartierung stark belegt, an einem Tage 
sieht er 1200 Mann in seinen Grenzen. Die Schule hat ihr Bild geändert, — 
frei von Bänken, belegt mit Stroh, — einer halben Kompagnie ist sie zur 
Unterkunft geworden. Die Gemeinde hat die Verpflegung übernommen, eine 
Anzahl Ortsdamen besorgt die Geschäfte des „Hauswesens“. Das ist ein 
Kaufen, Kochen, Schneiden! Metzger unterstüßen ihre Künste. Und auf 
weiter Wiese, bei Mutter Grün, da liegt der „Speisesaal“. O, wie die 
„Stullen“ munden! Auch bei den Einwohnern ist ein Unterschied zwischen 
„mit“ und „ohne Verpflegung“ kaum zu merken. War es doch für die meisten 
Truppen das letzte Quartier im Vaterland. Und hier im Grenzgebiete weiß 
man die Verteidiger wohl zu schätzen. 
Bei der großen Hitze ist das Marschieren für viele eine Qual. Die erst 
Einberufenen leiden am meisten. Mitglieder der Feuerwehr besprengen 
fortwährend die Straßen, — für die Krieger eine angenehme Abwechslung 
nach den bewanderten staubigen Wegen. Den Truppen die dringend nötige 
Erholung zu verschaffen, sind Ruhetage eingelegt. Da entwickelt sich richtiges 
Garnisonleben: Exerzieren, Reiten, Fahrübungen, Zielen, — gerade wie 
im tiefsten Frieden. Die Musik erfreut uns mit ihren schönen Weisen. Der 
Krieg scheint vergessen. 
Die Leute sind zwei bis drei Tage auf der Vahn gewesen und über— 
schütten den Kostgeber mit Fragen. Ist hier das Elsaß? Sind die Bewohner 
auch königstreu? Habt ihr Zeitungen da?, so tönt's dem Quartierwirt ent⸗ 
gegen. Die Karte wird entfaltet, die Zeitung überflogen. Manche Faust 
steht geballt, das Gewehr wird in stillem Ingrimm fester gedrückt, wenn sie 
von den belgischen Greueln Kenntnis erlangen. Beim Appell werden Ver— 
haltungsmaßregeln verlesen, die beim bevorstehenden Eintritt in Feindes— 
land zu beachten sind. 
Den Schluß des Durchmarsches bildet endloser Fuhrpark, Sunderte 
Wagen, beladen mit Salz, Konserven, Mehl, Reis, Hafer usw. Mit be— 
wundernswerter Ordnung gehen die gewaltigen Transporte vor sich. Halt 
gibt's nur, wenn ein Tier auf glattem Pflaster füllt. Einzelne kommen da⸗ 
bei zu Schaden und verbleiben hier in Pflege. 
Trotz der Menschenmenge nicht die geringste Ausschreitungl Freilich 
sind recht scharfe Verordnungen ergangen. Die Nähe des Feindes macht sie 
nötig. Alkoholverkauf ist den Wirten untersagt; 9 Uhr abends mahnt die 
Pflicht. 
Einzelne Vewohner wandern tagsüber auf einige Stunden ins einsame 
Feld, — abseits der Heerstraßen, um etwas anderes zu hören als Marsch— 
schritt und Pferdegetrampel. Und doch — ein erhabener und erhebender 
Anblick. diese Heeresmacht!
	        
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