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Allein der wohlthätige Mann sprach: „Nein, nein, es war kein Versehen
Ich habe das Geld mit Wohlbedacht ins kleinste Brot hineinbacken lassen, um
dich, du gutes Kind, zu belohnen. Bleibe nur immer so friedfertig und genüg—
sam! Wer lieber mit dem kleinen Brote vorlieb nimmt, als um das größere
zankt, bringt allemal einen Segen damit nach Hause, und sollte auch kein einziges
Mal Geld in das Brot hineingebacken sein.“
Mach Chr. v. Schmid.)
Züũchtig, kromm, bescheiden sein, das steht allen Menschen fein.
Zum 9. März.
295. Der wohlthätige Kalser Wilhelm J.
L. Einer armen verwachsenen Nahterin in Hannover hatte der
Kaiser auf ihr Bittgesueh eine schöne, wertvolle Nahmaschine geschenkt.
Bei dem fleissigen Gebrauch wurde die Maschine aber mit der Zeit so
schadhaft, dass sie die Dienste versagte. Mit bangem Herzen und in
Furcht, sie könne für unbescheiden gehalten werden, wandte sieh die
arme Nahterin wiederum an ihren hohen Wohlthäter. Der Kaiser liels
sogleich das schadhafte Gerat auf seine Kosten wieder in einen schmucken
und guten Stand setzen.
2. Ein hoher Beamter traf auf einer Reise eine alte arme Prau.
Er erkundigte sich nach ihrem Befinden und erhielt die Antwort: „Wie
soll es einer alten Prau ergehen?“ „Unser RKaiser“, erwiderte der Be—
amte, „ist ja noch älter und fühlt sich doch wobl.“ Da sagte die Alte:
„Onser Kaiser hat mich ganz vergessen, wir haben in einem und dem—
selben Jahre geheiratet.“ Der Beamte richtete darauf eine Bittschrift an
den RKaiser, die arme Frau mit einer Unterstützung zu bedenken. Kurz
nachher kam ein Schreiben von Berlin, dass der Kaiser der armen Witwe
ein jahrliches Gnadengeschenk von 120 Mark bewillige.
Sonntagsblatt der Preussischen Lehrerzeitung.)
296. EVine Schlafstätte Wilhels J. im Kriege.
Nach der Schlacht bei Mars la-Tour war ringsum alles mit Loten
und Verwundeten überfüllt. Mit Mühe batte man für den Kaiser eine
kleine Stube gefunden, in der ein Bett. ein Tisch und ein Stuhl stand.
Er trat ein und fragte: „Mo bleiben Moltke und Bismarok?“ „Bis jetzt
noch nirgends“, antwortete der Adjutant. „So laden Sie die Herren ein,
mit mir hier die Nacht zuzubringen“, sagte der hohe Herr. „Das Bett,
fuhr er fort, „nehmen Sie veg, das können die Verwundeten besser ge—
brauchen. Dafür lassen Sie Stroh bringen und Decken, das wird wohbl
für uns drei ausreichen.“ So geschah es, und die Herreo brachten die
regnerische Nacht auf der Streu zu. In ähnlicher Weise brachte der
Kaiser noch manehe andere Nacht wahrend des harten Krieges zu.
Sounntagsblatt der Preussischen Lohrerzeitung.)