Full text: Deutsche mundartliche Dichtungen

„Swaben ir wörter spaltent, 
Die Franken ein teil sie valtent, 
Die Beire sie zezerrent, 
Die Düringe sie uf sperrent, 
Die Sachsen sie bezuckent, 
Die Reinleite sie verdruckent, 
Die Wetereiber (Wetterauer) sie würgent, 
Die Misenagere (Meißner) sie wol schürgent (stoßen)“. 
Doch bemerkt Behaghel hierzu mit Recht: „Diese Charakteristik 
ist für uns ziemlich duͤnkel, weil sie wohl hauptsächlich auf dem 
Klang des lebendigen Wortes beruht und die niedergeschriebenen 
Buchstaben uns nur ein ganz trauriges Surrogat für dieses bieten 
können“. 
In welchen Mundarten schrieben nun die Dichter, von denen 
Proben in die vorliegende Sammlung aufgenommen worden sind? 
Dem niederdeutschen Sprachgebiete gehören an: Dach, Laurem— 
berg, Abel, Voß, Klaus Groth, Reuter und Grimme, und zwar 
dichlete Dach im samländischen Dialekt, Lauremberg und Abel in 
niederdeutscher Sprache, ohne daß eine Lokalisierung auf eine be— 
stimmte Mundart möglich wäre. Voß verwahrte sich dagegen, daß 
er „eine besondere Mundart von Holstein oder Mecklenburg oder 
Westphalen mit allen Sprachfehlern festgehalten habe“; er wollte 
vielmehr „mit Vermeidung zu alter Worte und Fügungen einen 
schüchternen Nachhall der saͤchsischen Buchsprache wagen“. (Sauer in 
d kinleitung zu seiner Ausgabe der Gedichte v. J. H. Voß 
S. LII.) Der Dialekt, den er in seinen Idyllen anwandte, ist also 
künstlich gemacht, unter Anlehnung an die niederdeutsche Sprache. 
Klaus Groth, Reuter und Grimme bedienten sich der Mundart 
ihrer Heimat: Klaus Groth war Dithmarsche, Reuter Mecklenburger, 
Grimme Sauerländer. 
Das mitteldeutsche Sprachgebiet ist in unserer Sammlung 
vertreten durch den Schlesier Holtei und die Rheinfranken Nadler 
und Kobell. 
eichere Beiträge haben die oberdeutschen Dichter beigesteuert. 
Das Hochalemannische vertritt der Züricher Usteri, das Nieder— 
alemannische Hebel, die drei Stöber und Arnold; das Schwäbische 
Weitzmann, das Bayerische Kobell und Stieler, während uns 
Castelli, Seidl, Klesheim und Stelzhamer Proben der österreichischen 
Mundarten bieten, die aber nur Abarten des bayerischen Dialektes 
ud. Der Nürnberger Grübel endlich gebraucht die ostfränkische
	        
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