Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

56 
IV. Das Lehen im Hause und in det Familie. 
42. Jamilie und Heimat. 
Wilhelm fFischer. 
Nach der Handschrift des Verfassers. 
1. Von allen Wesen ist keins bei der Geburt so schwach und 
hilflos wie der Mensch. Aber gerade diese Hilfsbedürftigkeit wird 
uͤns nach dem weisen Ratschlusse Gottes zum Segen; sie bindet 
die Familie zusammen und enthält schon die Keime der Gemeinde 
und des Staates. 
2. Die scheinbare Zurücksetzung des höchsten Geschöpfes auf 
Erden wird nämlich reichlich ausgeglichen durch die Elternliebe. 
Wohl findet sich diese auch bei den Tieren, aber sie erlischt dort 
mit dem Hilfsbedürfnis der Jungen. Im Menschenleben ist sie 
ein starkes und heiliges Gefühl. 
3. Auf demselben Boden erwächst die Geschwisterliebe. Brüder 
und Schwestern, welche von Jugend auf Lust und Leid geteilt 
haben, wachsen nebeneinander auf und verwachsen miteinander 
fest fürs ganze Leben. Wenn ein Mann den andern seiner 
innigsten Liebe versichern will, so kann er nicht mehr zu ihm 
sagen als: Mein Bruder. 
4. So entsteht durch die Ehe, die feste und heilige Verbindung 
von Mann und Weib zu dauernder Lebensgemeinschaft, die 
Familie. Ihre Bande sind unzerreißbar. Wir könnten sie nicht 
bsen, wenn wir wollten, und wir sollten es nicht, wenn wir 
könnten. Das vierte Gebot setzt das göttliche Siegel auf eine 
Gesinnung und ein Verhalten, welche sich für den gut gearteten 
Menschen schon von selbst verstehn. Unwillkürlich übertragen 
wir einen Teil dieser frühesten und reinsten Gefühle von ihren 
nächsten persönlichen Gegenständen auf alles, was in irgend einer 
Beziehung zu ihnen steht, auf Haus und Gerät, auf Hof und 
Garten des Vaters, auf Nachbarn und Umgebung. So erweitern 
wir den ersten, engsten Kreis zur Heimatliebe. 
5. Vielleicht bedarf diese Heimatliebe zu ihrer vollsten 
Entfaltung, daß wir durch Raum und Zeit von unserm ersten 
Wohnorte getrennt werden; der ruhig im alten Kreise fortlebende
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.