art zu behandeln. Besonders auch in Hochzeitsgedichten verwendete
man die Mundart, wofür uns Simon Dachs „Anke van Tharau“
ein Beispiel ist.
Von dieser mehr gelegentlichen Verwendung der Mundart ist
der absichtliche Gebrauch zu unterscheiden, den Johann Laurem—
berg von ihr machte. Seine dichterische Thätigkeit muß aus dem
Gegensatze beurteilt werden, in den er sich einmal gegen die ein—
seitige Bevorzugung der Schriftsprache setzte, gegen „Opitzens Kunst—
poesie, die nur hochdeutsche Gedichte in wohlabgemessenen Reimen
zulassen wollte“, sodann gegen den à la mode-Unfug und das
sonstige thörichte Treiben seiner Zeit. Noch heute berührt uns die
Wärme sympathisch, mit der er für sein geliebtes „Plattdeutsch“,
für die Mundart der Heimat und die biedere Art der Altvordern
eintrat, und mauche der Klagen, die er in seinen „Scherzgedichten“
anstimmt, haben noch in unseren Tagen Berechtigung. Aber Laurem—
bergs mannhaftes Auftreten hatte wenig Erfolg, und heute müssen
wir es mit Freuden begrüßen, daß die Schriftsprache ihren Sieges—
lauf fortsetzen und beenden konnte. Wir verstehen es aber, daß
auch noch später immer wieder der Versuch gemacht wurde, der
niederdeusschen Sprache aus ihrer unterdrückten Stellung empor—
zuhelfen.
So gab Caspar Abel, der bis jetzt wenig beachtete Vorläufer
von Hohann Heinrich Voß, die Absicht kund, „in niederdeutscher
Sprache zu dichten, da die rechte Muttersprache in ihrem eigenen
Dnde von einer fremden unterdrückt werde.“ So wie Voß sich
bewußt an Theokrits Idyllen anlehnte, so suchte Abel, dem hohes
dichterisches Talent nicht eigen war, an Übersetzungen der Eklogen
Vergils zu zeigen, daß auch die Mundart zu dichterischem Ausdruck
sich eigne.
Bekannter als Abel ist Johann Heinrich Voß geworden,
unter dessen Gedichten sich auch zwei Idyllen in plattdeutscher Mund⸗
art befinden: „Der Winterawend“ und „De Geldhapers“ Man
faun darüber streiten, ob Voß diese Idyllen besonders gelungen
sind. Schon der Umstand, daß Voß nicht in einer dem Boden des
Volkes entwachsenen Mundart dichtete, beeinträchtigt die Wirkung.
So wie Theokrit griechische Mundarten verwendet hatte, „gebrauchte
Voß eine niederdeutsche Sprache, welche er aus dem Mecklenburgisch⸗
Holsteinischen mit Benützung der älteren Schriften und Drucke sich
gebildet hatte“ (vgl. oben S. V). Der dichterische Ausdruck und
Je Aufbau sind auch nicht immer ganz glücklich. Wenn also