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Alberta von Puttkamer,
geboren am b. Mai 1849 zu Groß⸗Glogau, lebte als Gattin des frühern
Staatssekretärs von Puttkamer längere Zeit in Straßburg, das ihr zur
zweiten Heimat wurde.
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Dorfstille.
Holunderduft liegt auf der Dorfesgasse —
die Hüttenfenster gleißen sonnenbunt.
Die Büsche schatten breit — es fliegen blasse
und volle Blüten schwebend hin im Rund.
Die Kirche ragt im goldengrünen Dämmern
der Cinden, die sie überdrängen breit.
Nur aus verlorner Ferne dringt ein Hämmern,
als seiss der Herzschlag dieser Einsamkeit...
Sonst alles klangtot! und die Mittagstille
liegt wie mit erz'nen Flügeln überm Cand —
ich glaube fast, man hört es, wenn die Hülle
die Blätterknospen sprengt ihr bräunlich Band.
Ich glaube fast, man hört es, wenn im Neste
die Schwalbe sich im Mittagsschlafe regt,
und wenn ein Bienlein durch die Lindenäste
die Würze tropfend aus den Blüten trägt...
Nachts am Lügenfeld.
Oktobernacht! Die wilden Wolkenschatten,
sie rasen über blumenlose Matten —
in seine großen Harfen greift der Sturm —
aus der erregten Heide kommt ein Klingen
aus den bewegten Blättern geht ein Singen
die Mitternacht schreit auf vom Turm...
Alberta von Puttkamer.
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