Full text: Vom goldnen Überfluß

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Du Bächlein bist so wild und kraus wie ich; 
Komm, schäumender Gesell, und lehre mich: — 
Du gleitest singend über Blum' und Moos — 
was ist im großen Weltenspiel dein Cos? 
Und sprühend, perlend klang es aus dem Schaum, 
ein Lied, die Welle sang es wie im Traum: 
„Im Schoß der Berge kurze Stunden träumen, 
ein froher Sprung vom steilen Hange her — 
an starren Felsenklippen sich zerschäumen — 
und seinem Selbst entsagen fern im Meer.“ — 
Noch lange horcht' ich. Klang's vom Himmel her ? 
„Und seinem Selbst entsagen fern im Meer.“ 
v 
Neujahrsgruß. 
Ans Tor des Türmers hab' ich heut 
gepocht mit lautem Rufen: 
„Komm, führe mich vor Mitternacht 
zum Turm hinauf die Stufen! 
Denn ein Gelüsten treibt mich heut, 
mit mächtig hallendem Geläut 
die Welt zu meinen Füßen 
zu grüßen.“ 
Und an des Alten Seite stumm 
bin ich emporgestiegen. 
Tief lag die Erde schneeverhüllt, 
geruhig und verschwiegen. 
Die weite Stadt — ein LCichtermeer! 
Das blinkte hold von unten her 
wie goldnes Sterngewimmel 
vom Himmel. 
Und oben hab' ich tiefen Zugs 
den Hauch der VNacht getrunken; 
Otto Ernst. 
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